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München: MVG mit solidem Wachstum

02.02.16 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Münchener Verkehrsgesellschaft hat zum elften Mal in Folge einen neuen Fahrgastrekord aufgestellt. 2015 gab es nach vorläufigen Ergebnisse 566 Millionen Fahrgastfahrten, was einer Steigerung von etwa zwei Prozent entspricht. Zum Vergleich: Der VDV gab die bundesweite Steigerung jüngst mit 0,5 Prozent an. Seit 2004 (damals 442 Millionen Fahrgastfahrten) stieg das Aufkommen um 28 Prozent.

MVG-Chef Herbert König: „Der erneute Rekord zeigt, dass der München-Boom weiter auf den ÖPNV durchschlägt und die MVG der steigenden Nachfrage trotz temporärer Engpässe immer noch gerecht wird. Er zeigt aber ebenso wie die hohe Kundenzufriedenheit, dass wir mit unseren Planungen, z. B. der Liniennetze, unseren Serviceangeboten und der Präsenz unserer Mitarbeiter richtig liegen. Die positive Entwicklung ist daher auch ein Beleg für das Know-how der MVG-Mannschaft. Die Attraktivität unseres Angebots tut der Stadt natürlich gut, denn Wachstum funktioniert in dieser Größenordnung nur dann, wenn Mobilität möglichst umweltfreundlich organisiert wird. Andererseits benötigen wir dringend zusätzliche Kapazitäten.“

Zusätzliche Kapazitäten mahnte man auch bei der Aktion Münchener Fahrgäste an. Zwei Prozent mehr Fahrgäste, 2,8 Prozent mehr Fahrpreis, aber nur 1,2 Prozent Leistungsausweitungen sind dem Fahrgastverband zu wenig. Verbandssprecher Andreas Nagel spricht von einem „groben Missverhältnis“. MVG-Chef König jedoch ist sich sicher, dass die großen Ausbauten noch kommen: „2016 muss deswegen ein Jahr der Entscheidungen sein. Wir brauchen ein Ja zur Tram-Westtangente, Priorität für die U9-Spange als U-Bahn-Bypass für das bald überlastete Netz in der Innenstadt und auch den Durchbruch bei der zweiten S-Bahn-Stammstrecke. Nur so hätte der ÖPNV eine nachhaltige Wachstumsperspektive. Weitere Taktverdichtungen im Bestandsnetz, der Einsatz größerer Fahrzeuge und Bahnhofsumbauten sind zwar auch hilfreich und bei SWM und MVG bekanntlich auch in Umsetzung bzw. Planung. Dieses Potenzial wird jedoch in wenigen Jahren erschöpft sein. Daher müssen jetzt die richtigen Entscheidungen für die richtigen Neubauprojekte fallen.“

Dem widerspricht Andreas Nagel: „Ganz abgesehen davon, dass U-Bahnzüge auf Abstellgleisen stehen, die Trambahn Steinhausen, die eigentlich nach Zamdorf fährt, seit dem 13. Dezember 2015 fahren sollte, aber mit deren Bau noch nicht einmal begonnen wurde und nicht die Innenstadtlinie 20 verlängert werden soll sondern die 25er ums Eck fahren muss. Die U9 bleibt ein Hirngespinst, das weder politisch gewollt noch finanzierbar ist. Statt nach der zweiten Stammstrecke zu rufen, sollte man sich um den U-Bahnzugang zum Regionalzughalt Poccistraße kümmern.“ Aktuell gibt es im Rahmen der Angebotsoffensive 2010-2020 zwar jedes Jahr verlässlich Leistungsausweitungen, jedoch nur in überschaubarem Ausmaß. Der große Wurf durch neue Infrastruktur in München ist davon noch nicht gemacht.

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