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Kassel: Zehn Jahre Tram Lossetal

17.02.16 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Vor zehn Jahren, im Januar 2006, wurde der Straßenbahnabschnitt zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau eröffnet und damit die rund 22 km lange Lossetalstrecke komplettiert. Für die Regionalbahn Kassel GmbH (RBK), ein Gemeinschaftsunternehmen von der Kasseler Verkehrsgesellschaft und der Hessischen Landesbahn, war diese Schienenverbindung nach der Streckeneröffnung Baunatal im Jahr zuvor das zweite gemeinsam realisierte Tram Train-Projekt, dass den Straßenbahn- mit dem Eisenbahnbetrieb verknüpft.

Als der vierte und damit letzte Streckenabschnitt der Lossetalbahn zwischen Helsa und Hessisch Lichtenau am 28. Januar 2006 nach gut anderthalbjähriger Bauzeit offiziell in Betrieb genommen wurde, war die Zahl der Besucher kaum zu zählen. Dicht an dicht drängten sie sich in der blauen Straßenbahn, die erstmals diese neue, rund 9,6 km lange Strecke befuhr, und trotzten der klirrenden Kälte bei strahlendem Sonnenschein an den Haltestellen entlang der Trasse. Einen regelrechten Publikumsansturm gab es an der Wendeschleife Kreuzrasen in Hessisch Lichtenau, wo die Jungfernfahrt endete und anschließend das Festprogramm begann.

Daran erinnerte Hessisch Lichtenaus Bürgermeister Jürgen Herwig (SPD), der die Trasseneröffnung persönlich erlebt hatte: „Wir hatten dieses Ereignis mit großer Freude erwartet, denn nach der Stilllegung der Waldkappeler Bahn bedeutete der Betriebsbeginn nach 21 Jahren wieder den Anschluss der Lossetalgemeinden an den Schienen-Personennahverkehr“, ergänzt sein Amtskollege Thilo Küthe aus Helsa und fügt hinzu: „Wir erkennen durch die Straßenbahn einen entscheidenden Standortvorteil für unsere Gemeinde. Bei uns lebt es sich gut, und auch Jugendliche sowie Senioren haben kurze Wege in das Oberzentrum Kassel.“

„Der Erfolg der Lossetalbahn zeigte sich sehr rasch“, sagte Thorsten Ebert, neben Veit Salzmann Geschäftsführer der Regionalbahn Kassel GmbH (RBK). „Allein zwischen 1999 und 2001 waren die Fahrgastzahlen gegenüber dem Busverkehr um 50 Prozent gestiegen. Heute nutzen jährlich mehr als 2,1 Millionen Menschen die Straßenbahnen zwischen Hessisch Lichtenau und der Haltestelle Kaufungen-Papierfabrik.“ Doch hier ist für die Tram 4 noch längst nicht Schluss. Wer zu ihrem Endpunkt über den Bahnhof Wilhelmshöhe am Mattenberg reisen möchte, hat rund 36 km ohne Umstieg zurückgelegt.

Damit ist die Tram 4 die mit Abstand längste Linie im gesamten Streckennetz von RBK und KVG. Klassifiziert als Nebenbahn kombiniert die Lossetaltrasse auf gut 22 km von der Kasseler Haltestelle „Lindenberg“ bis Hessisch Lichtenau die Betriebsordnung Straßenbahn (BOStrab) mit der Eisenbahnbau- und Betriebsordnung (EBO). Auf etwa 18 km gelten die Regeln der EBO, die höhere Anforderungen an die Infrastruktur, die Bahnen und die Ausbildung des Fahrpersonals stellt. Zudem verlangt die komplexere Streckentechnik mehr finanziellen Investitionsaufwand als dies bei einer reinen Straßenbahnstrecke der Fall wäre.

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