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Die Richtung stimmt

08.02.16 (Kommentar, München) Autor:Stefan Hennigfeld

Man kann sicher vieles über die S-Bahn München sagen. Natürlich: Je länger DB Netz die Eröffnung des zweiten Tunnels unter der Innenstadt verzögert, desto länger kann DB Regio dort ohne eine wettbewerbliche Vergabe fahren. Es stimmt auch, dass ein so enges Netz möglicherweise in Sachen Losbildung eine andere Grundlage hat als die Vergabe eines großen RE-Komplexes. Das kann aber keine Entschuldigung dafür sein, hier bis in die 2030er Jahre hinein erst mal gar nichts zu tun.

Salopp gesagt: Die S-Bahnen in Frankfurt und Stuttgart bekommen neue Züge und deren da ausgemusterte Fahrzeuge wandern nach München, weil die BEG vor der großen Vergabe zögert. Was spricht denn dagegen, ein ähnliches Modell wie beim Rhein-Ruhr-Express zum Einsatz kommen zu lassen? Weil man die Anschaffung von Fahrzeugen auf Kosten des Freistaates Bayern für ein unkalkulierbares Haushaltsrisiko hält? Doch wie hoch droht der Schaden zu werden, wenn es bei der Münchener S-Bahn ernsthafte Probleme gibt? Es muss ja nicht mal Berliner Ausmaße haben und eine Konstellation, bei der der Aufgabenträger sagen kann „Die und die Probleme gehen uns nichts an, das muss der Betreiber lösen“ wird es ohnehin nicht geben. Völlig egal, was irgendwann einmal schieflaufen könnte, der Aufgabenträger ist aufgrund seiner eigenen Gemeinnützigkeit immer dafür zuständig, die Probleme zu lösen.

Allen praktischen Erfahrungen zufolge haben wettbewerbliche Vergaben bislang immer nur Positiveffekte mit sich gebracht: Sie senken den Zuschussbedarf für den Aufgabenträger und die Qualität steigt im Rahmen besserer Controlling-Mechanismen. So, jetzt mag das alles noch eine Weile dauern, aber einige Positiveffekte gibt es kurzfristig und das ist sehr gut so. Dass man zum Beispiel vom reinen Nettovertrag abrückt, ist in einer boomenden Metropolregion wie München überfällig gewesen.

Die Fahrgastzahlen steigen jedes Jahr deutlich über dem Bundesdurchschnitt, sodass die Markteinnahmen weit über das Niveau der Fahrpreiserhöhungen hinaus steigen. In einem reinen Nettovertrag fließt dieses Geld jedoch komplett an den Betreiber ab. Das ist für den zwar eine schöne Sache, wenn er seinen Gewinn stärker steigern kann als geplant, aber das Geld fehlt dann eben beim Aufgabenträger. Wenn jedes Jahr fünf Prozent mehr Geld reinkommt, dann kann man das nutzen, um zusätzliche Zugleistungen wie zum Beispiel Entlastungszüge im Berufsverkehr, Spätverbindungen, zusätzliche Fahrten am Sonntagmorgen und vieles mehr zu bestellen.

Außerdem kann man, das ist gerade jetzt wieder aktuell, mehr Sicherheitspersonal an den Bahnhöfen oder in den Zügen bestellen. Das Geld lässt sich also sinnvoll nutzen: Der Fahrgast muss mehr bezahlen, bekommt aber auch was dafür. Eine ähnliche Thematik gibt es seit einiger Zeit auch im Großraum Köln/Bonn und die Mechanismen sind dort die gleichen. Deswegen sichern Bruttoverträge – natürlich mit Bonus- und Malusregelungen – dass das am Markt erwirtschaftete Geld auch für gemeinwirtschaftliche Zwecke aufgewandt werden kann. Aus diesem Grund geht die BEG hier in die richtige Richtung!

Siehe auch: S-Bahn München: Vergabeplan steht

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