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Destatis korrigiert VDV-Werte nach oben

22.02.16 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Statistische Bundesamt hat, wie in den letzten Jahren üblich, die Fahrgastangaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) noch einmal nach oben korrigiert. Es waren also mehr Personen in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs als der Branchenverband ausgerechnet hat. Während der VDV von zehn Milliarden Fahrgastfahrten ausgegangen ist, geht das Statistische Bundesamt sogar von elf Milliarden aus. Der Zuwachs betrug aber nach amtlichen Angaben nur 0,4 Prozent und nicht 0,5 Prozent, wie der VDV sagt.

Im Nahverkehr mit Bussen und Bahnen unternahmen die Fahrgäste im Jahr 2015 im Linienverkehr 11,0 Milliarden Fahrten, das waren 0,3 Prozent mehr als 2014. Gewachsen ist dabei der Verkehr mit Straßen-, Stadt- und U-Bahnen (+ 1,2 Prozent). Mit Nahverkehrsbussen fuhren 2015 genauso viele Personen wie im Jahr zuvor. Im Nahverkehr mit Eisenbahnen (einschließlich S-Bahnen), bei dem es im Frühjahr 2015 zu längeren Streiks kam, gingen die Fahrgastzahlen leicht um 0,1 Prozent zurück. Sowohl im Fernverkehr mit Eisenbahnen als auch mit Linienbussen gab es 2015 Zunahmen: Fernzüge nutzten 131 Millionen Reisende, das waren 1,9 Prozent mehr als 2014.

Der Linienfernverkehr mit Omnibussen wächst seit seiner Liberalisierung stark: 2015 dürften mindestens 20 Millionen Fahrgäste mit Linienfernbussen gereist sein, rund ein Viertel mehr als 2014. Das zeigt, dass der Fernbus seine Kunden nicht nur von der Schiene abzieht, wie von der Eisenbahnbranche gelegentlich suggeriert wird. Auch Mitfahrzentralen und ähnliche Einrichtungen leiden unter dem Fernbus, der die preissensitive Kundengruppe anspricht – worauf auch die Deutsche Bahn reagiert und erst jüngst eine neue Welle 19-Euro-Tickets auf den Markt gebracht hat. Zumal die Steigerung von 1,9 Prozent im SPFV die These widerlegt, dass dieser durch den Fernbus übermäßig kannibalisiert würde.

Im Zusammenhang mit dem jüngsten Gewinneinbruch im DB-Konzern widerlegt das erneut die These des Bahnvorstandes, wonach u.a. der Fernbus dafür verantwortlich sei. Bereits ein genauerer Blick in die Geschäftsberichte zeigt bereits, dass die Probleme anderer Art sein müssen: Denn zuletzt stieg der Umsatz leicht und doch brach der Gewinn erheblich ein. Wenn nun auch die Fahrgastzahlen gestiegen sind, so ist die These von abwandernden Fahrgästen, die für weniger Gewinn sorgen komplett ad absurdum geführt.

Die unterschiedlichen Werte kommen daher zustande, dass das Statistische Bundesamt die bundesweiten Werte errechnet, der VDV jedoch nur die seiner eigenen Mitgliedsunternehmen. Zudem legt der VDV seine Zahlen immer deutlich früher vor, so dass die Werte für das jeweils vierte Quartal des Vorjahres geschätzt werden – und das sehr konservativ. Das führt regelmäßig dazu, dass die tatsächlichen Zahlen über denen des VDV liegen. Diese absoluten Zahlen sagen jedoch nichts über den Modal Split aus. Hier ist und bleibt die Schiene bundesweit nach wie vor nur ein Randprodukt.

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