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NWL prüft Reaktivierung

12.01.16 (NWL) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke von Menden nach Hemer könnte langfristig sinnvoll sein. In der letzten Sitzung des NWL-Mitgliedsverbandes Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL) in Soest im alten Jahr wurden die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eisenbahnstrecke vorgestellt. Im NWL-Nahverkehrsplan 2011 war festgelegt worden, dass die Reaktivierung der Strecke Menden – Hemer näher untersucht werden sollte.

Neben den Auftraggebern ZRL und Märkischer Kreis, die die Machbarkeitsstudie finanziert haben, haben sich Vertreter der Städte Hemer und Menden sowie der örtlichen Interessenverbände in einem eigens für die Begleitung der Studie gegründeten Arbeitskreis zusammengefunden. Das Gutachten zur Machbarkeitsstudie hat der Spezialist für Verkehr und Mobilität PTV Transport Consult aus Karlsruhe erstellt.

Die Moderation des Prozesses hat Professor Hartwig vom Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Münster übernommen. Im Rahmen dieser Begleitung wurde das Thema konstruktiv und sachlich bearbeitet, so dass nun ein Ergebnis vorliegt, das alle Beteiligten akzeptieren. Der von PTV Transport Consult ermittelte Kosten-Nutzen-Faktor weist einen Wert von 1,01 aus. Damit hat das Projekt einen volkswirtschaftlichen Nutzen, der die dafür anfallenden Kosten jedoch nur geringfügig übersteigt. Bei einem Kosten-Nutzen Wert unter 1 hätten zukünftig keine öffentliche Mittel mehr in die Umsetzung des Projektes fließen dürfen.

Aber schon leicht veränderte Rahmenbedingungen können das Ergebnis völlig anders aussehen lassen. Insbesondere eine andere, als die derzeit unterstellte negative Bevölkerungsentwicklung kann das Ergebnis zukünftig erheblich verändern. Aufgrund des derzeit ermittelten geringen Kosten-Nutzen-Wertes gibt es daher für die Reaktivierung der Strecke kurz- bis mittelfristig noch keine realistische Perspektive.

Allerdings kommt PTV Transport Consult zu dem Ergebnis, dass eine Reaktivierung langfristig sinnvoll sein könnte, wenn sich die Rahmenbedingungen positiv entwickeln sollten und empfiehlt deshalb, die Trasse für einen möglichen zukünftigen Eisenbahnverkehr zu sichern. Ein hoher möglicher Nutzenfaktor wäre eine Reaktivierung bis Iserlohn und eine Durchbindung der Linien RE 16 und RB 91 von Abellio oder RB 53 von DB Regio.

Damit ließen sich Direktverbindungen bis Hagen, Dortmund, Bochum, Essen oder in den Ennepe-Ruhr-Kreis realisieren und das Sauerland könnte über die Schiene im Vergleich zum Status Quo deutlich besser angebunden werden. Da dieser Teil der einst von der alten Bundesbahn geschlossenen Strecke jedoch nicht Teil der Untersuchung war, sind auch mögliche Nutzen nicht berücksichtigt. Außerdem hat sich das Gutachten nur mit dem SPNV auf der Strecke befasst. Was bei – wenn auch nur geringfügigem – Güterverkehr alles möglich wäre, bleibt ebenfalls außen vor. Zahlreiche mittelständige Industriebetriebe im Sauerland kämen potentiell für einen eigenen Gleisanschluss in Frage.

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