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Neues Jahr, altes Lied

11.01.16 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Da kann die Schienenlobby sich freuen, wenn sie mit dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linkspartei) jemanden gefunden hat, der sich vor den Mautkarren spannen lässt. Dabei ließe sich eine Mautpflicht für Fernbusse selbstverständlich rational ordnungspolitisch begründen. Jedoch ist das gerade nicht die Argumentation, oder falls doch, dann nur vorgeschoben. Und was haben wir da nicht schon alles gehört?

Herr Grube sagte, der SPFV müsse pro Personenkilometer sechs Cent Trassengebühren entrichten. Über das Prinzip von linken und rechten Taschen im integrierten Konzern sei dabei noch hinweggesehen, aber bei näherer Betrachtung stellte sich bereits 2015 heraus, dass Grube hier den Preis für die teuersten denkbaren Hochgeschwindigkeitstrassen über 300km/h zugrunde gelegt hat. Der Fernbus zielt aber gerade auf eine ganz andere Preiskategorie ab: Nicht der ICE, in der ersten Klasse mit Kaffee und bei abendlichen Fahrten dem Erdinger am Platz, der mit über 300 km/h durch den Westerwald rauscht und in einer atemberaubenden Geschwindigkeit Köln und Frankfurt verbindet, ist die Konkurrenz zum Fernbus.

Nein, das sind die Sparpreise, die langlaufenden RE-Verbindungen, die Länder- und QdL-Tickets. Man kann mit dem Regionalexpress von Dortmund nach Siegen fahren (mit Umstieg), man kann es auch mit dem Fernbus machen. Überhaupt, reden wir doch mal über die Vorteile der Bahn, die die Allianz pro Schiene und Konsorten leider allzu häufig vergessen zu scheinen. Da ist z.B. der Student, der mit seinem NRW-weiten Semesterticket zwar nicht umsonst, aber doch ohne erkennbare Kosten mit dem Zug fahren kann. Der Fernbus mag auf der genannten Relation nur halb so lange brauchen, kostet jedoch Fahrgeld, das nicht mit den Sowieso-Kosten für das Semesterticket abgegolten ist.

Dabei gucke man sich doch nur mal an, was im Eisenbahnwesen in den letzten Jahren alles positiv gelaufen ist: Bessere Sparpreisverfügbarkeit, mobiles Internet an den Bahnhöfen und in den Zügen und vieles mehr. Natürlich kann man jetzt sagen, das sei alles Spekulation und das hätten die auch so gemacht. Es gibt keine Quelle im wissenschaftlichen Sinn, die hier einen Wirkungszusammenhang belegt. Eine Pressemeldung der Deutschen Bahn AG, in der explizit steht „Wir verbessern die Sparpreisangebote als Reaktion auf den Fernbus“ existiert nicht und so besteht auch weiterhin die Möglichkeit für bestimmte Kreise, diesen logisch nachvollziehbaren Wirkungszusammenhang dennoch zu negieren.

Nur: Gerade was das betrifft, muss man auch weitere Dinge betrachten. So heißt es gelegentlich, der „mautfreie“ Fernbus habe dem InterConnex die Luft abgedrückt. Das ist eine interessante These, die man so vertreten kann. Wer das aber sagt, der muss sich auch Gedanken um die Sparpreisverfügbarkeit auf der wichtigsten InterConnex-Relation zwischen Berlin und Leipzig machen. Dort wurde der Markt mit Billigtickets geflutet. Das heißt, es gibt Entwicklungen zwischen den Verkehrsträgern, aber auch auf der Schiene und die stark einseitige Sicht der Mautforderer für Fernbusse hilft niemandem weiter.

Siehe auch: Neue Debatte über Fernbusmaut

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