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EVG: Warnstreik bei der BOB

20.01.16 (Bayern, München) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche gab es einen siebenstündigen Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) bei der zum Transdev-Konzern gehörenden Bayerischen Oberlandbahn (BOB). Der Ausstand fand am letzten Dienstag von zwei bis neun Uhr morgens statt und traf somit genau den morgendlichen Berufsverkehr. Die EVG fordert, dass interne Dienstfahrten – etwa von einem Einsatzort zum nächsten – zu 100 Prozent als Arbeitszeit angerechnet werden.

„Wenn ein Kollege aus der Dienststelle Freilassing nach München fahren muss, um dort einen Zug zu übernehmen, bekommt er für die eineinhalbstündige Fahrgastfahrt nur 50 Prozent seines Gehalts. Das ist nicht akzeptabel“, so Isidoro Peronace, Verhandlungsführer der EVG. Hierbei geht es nicht um die Fahrt vom Wohn- zum Arbeitsort, sondern um die Fahrt von der Einsatzstelle – hier beginnt und endet die Schicht des Mitarbeiters – zum jeweiligen zu fahrenden Zug. Die EVG fordert dies komplett als Arbeitszeit zu bezahlen.

Peronace: „ Leider verweigert die Geschäftsleitung unseren Mitgliedern nach wie vor Leistungen, die in anderen Unternehmensbereichen wie selbstverständlich gezahlt werden. Und da wir am Verhandlungstisch nicht weiterkommen, bleibt uns nur der Streik.“ Man verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass bei der Nordwestbahn – die mehrheitlich ebenfalls im Besitz des Transdev-Konzerns ist – eine entsprechende Vereinbarung getroffen wurde. Peronace: „Was in Norddeutschland geht, muss auch in Südbayern möglich sein, zumal bei uns die Lebenshaltungskosten deutlich höher sind.“

Unabhängig von der zwischen den Tarifparteien zu klärenden Sachfrage kommt an der Art und Weise der Arbeitsniederlegungen schwere Kritik von der Aktion Münchener Fahrgäste. So hält man es für inakzeptabel, dass die Ausstände erst um 17 Uhr am Vortag angekündigt worden seien und das vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Deutsche Wetterdienst für die Nacht und den Morgen des Streiks eine Wetterwarnung vor strengem Frost herausgegeben habe.

Andreas Nagel, Sprecher des Vereins: „Ein so kurzfristig angekündigter Warnstreik ist bei diesen Witterungsbedingungen frech und unverschämt! Die Tarifautonomie und die Grundrechte der Beschäftigten sind ein hohes Gut. Sie verlangen aber auch einen verantwortungsvollen Umgang damit.“ Nagel erinnert daran, dass man in der Vergangenheit bereits mehrfach guten Kontakt mit beiden Seiten hatte, wenn es zu Streiks kam.

Man konnte Verständnis für die Belange der Fahrgäste wecken – deren Ticketkauf ja, so Nagel, „nur einen sehr indirekten Einfluss auf die Entlohnung“ habe. Allerdings hatte man zuvor stets deutlich langfristigere Streikankündigungen erreicht, so dass sich die Betroffenen besser vorbereiten konnten. Der Fahrgastverband machte deutlich, dass man eine kurzfristige Lösung des Konfliktes durch alle beteiligten Akteure erwarte. Andreas Nagel: „ Frierende Schulkinder dürfen nicht Opfer von Tarifauseinandersetzungen werden.“

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