Es geht ja doch
14.01.16 (go.Rheinland, Hessen, Kommentar, Nordrhein-Westfalen, NWL, Rheinland-Pfalz, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld
Na sieh mal einer an: Wo gestern noch obskure Drohungen, vor allem von Seiten einer bestimmten Gewerkschaft, durch die Lande gingen, hat man sich hinter den Kulissen auf der Arbeitsebene sehr schnell geeinigt. Abellio ist bereit, Mitarbeiter unter voller Besitzstandswahrung zu übernehmen und auch National Express wird das wahrscheinlich tun. Warum auch nicht? Der Personalbedarf ist hoch und es spricht nichts dagegen, nach langen Jahren bei DB Regio auch mal den Arbeitgeber zu wechseln.
Das passiert im übrigen zwischen den Verkehrsunternehmen immer mal wieder und oft aus ganz trivialen Gründen: Da ist einer vielleicht acht Jahre lang jeden Tag von Hagen nach Siegen gefahren und jetzt will er mal von Hagen nach Köln fahren und wechselt vielleicht deswegen von Abellio zu National Express. In anderen Fällen findet jemand sein privates Glück andernorts und sucht sich da eine neue berufliche Herausforderung. Das hat oft nichts mit einem Betreiberwechsel zu tun und liegt in der Natur der Sache.
Und so kann man auch hier, ganz ohne komplizierte gesetzliche Regelung, eine Vereinbarung finden. Ja natürlich hätte auch irgendein Betreiber die Ausschreibung gewinnen können, der nur Dumpinglöhne zahlt (hätte nicht, denn Nordrhein-Westfalen hat eines der strengsten Tariftreuegesetze Deutschlands) oder sich die Leute von den örtlichen Hartzämtern schicken lässt (das ist in der Branche üblich, bei DB Regio wie bei konzernexternen Unternehmen) oder sonst was für Horrorszenarien hätten eintreten können. Sind sie aber nicht. Dabei haben viele Mitarbeiter die Wahl, was sie machen, denn auch im DB-Konzern ist der Personalbedarf hoch.
DB Regio mag Planstellen streichen müssen, doch angesichts der natürlichen Fluktuation und der Altersstruktur im Unternehmen ist man wahrscheinlich froh, so manch eine Leistung einfach nicht mehr fahren zu müssen, weil man ohnehin zu wenig Mitarbeiter hat. Und die Vorteile, die der DB-Konzern für die Arbeitnehmer bieten kann, mit dem eigenen Arbeitsmarkt, darf man ja auch nicht außen vor lassen: Auch DB Fernverkehr und DB Schenker Rail (oder wie auch immer das Unternehmen in Zukunft heißen mag) haben Personalbedarf. Es wird also niemand so ohne weiteres in der Arbeitslosigkeit landen. Ganz im Gegenteil: Es ist in den vergangenen Jahren gelungen, durch zum Teil erhebliche Ausschreibungsersparnisse den spezifischen Zuschussbedarf zu senken.
Entsprechend konnten mehr Zugleistungen bestellt werden. Damit stieg auch die Grundlage für Arbeit und Beschäftigung. Leider hört man von Gewerkschaftsseite so gut wie nie Kritik, wenn Leistungen abbestellt werden müssen. Schade eigentlich, denn jede Leistungskürzung vernichtet Arbeit, jede Leistungsausweitung schafft Jobs. Und vor diesem Hintergrund dürfte es für alle betroffenen Eisenbahner wohl ohne Probleme neue berufliche Perspektiven geben. Im Falle der Werkstattmechatroniker bei Siemens sogar gesichert auf dreißig Jahren, bezahlt nach IG-Metall-Tarifvertrag. Also freuen wir uns auf den Rhein-Ruhr-Express. Fahrgäste werden profitieren und Mitarbeiter keine Nachteile haben.
Siehe auch: Personalübernahme soll beim RRX stattfinden