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Via Verkehr fliegt auseinander

15.12.15 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Gute fünf Jahre hat es gehalten, nun ist es auseinandergefallen: Das Unternehmen Via Verkehr, das die operativen Einheiten von Essener Verkehrs AG, Mülheimer Verkehrsgesellschaft mbH und Duisburger Verkehrsgesellschaft mbH unter einem Dach vereinen sollte. Dabei war es keine Fusion – das war auch nie geplant. Die eigentlichen Unternehmen sollten als Marke und Verwaltungseinheiten weiterbestehen.

Mit Via Verkehr wurde eine weitere solche Kostenstelle geschaffen, die das Ziel, gemeinsam wirtschaftlicher zu werden, nie erreicht hat. Eine Fusion war auch wahrscheinlich nie eine ernsthafte Option, auch wenn die Überbürgermeister Thomas Kufen (CDU) aus Essen sowie Ulrich Scholten (SPD) aus Mülheim und Sören Link (SPD) aus Duisburg eigenen Angaben zufolge über diese Möglichkeit gesprochen haben. Nun treten die Duisburger aus dem Verbund aus.

Nach Meoline ist das schon der zweite gescheiterte Versuch von EVAG und MVG sich gemeinsam mit Partnern aus den Nachbarstädten aufzustellen und somit wirtschaftlicher zu werden. Ziel war es, die Kosten pro Jahr um 13,5 Millionen Euro zu senken, geworden sind es sieben Millionen. Brisant dabei ist, dass alle drei Städte seit Jahrzehnten in der Haushaltssicherung hängen und daher nur noch unter strengen Bedingungen überhaupt Geld ausgeben dürfen.

Im ganzen Ruhrgebiet drohen die Bezirksregierungen schon seit einiger Zeit damit, externe Sparkommissar in die Rathäuser zu schicken – und um Maßnahmen zur Haushaltsdisziplin durchzusetzen, an die sich die Stadträte aus welchen Gründen auch immer nicht trauen. Denn die Existenz kommunaler Verkehrsbetriebe ist in allen drei Städten unumstritten. Die wettbewerbliche Vergabe von ÖPNV-Leistungen ist keine Alternative. Sie könnte es aber werden, wenn die Haushalte weiter auseinanderfliegen und externe Experten kommissarische Befugnisse erhalten.

Zumal es erst in diesem Jahr ein Gutachten der Bezirksregierung Düsseldorf gegeben hat, das allein der Essener Verkehrs AG bescheinigte, über 200 Verwaltungsplanstellen zu viel im Bestand zu haben. Wohlgemerkt: Nicht der Via-Verbund, auch nicht die gesamten Essener Stadtwerke, sondern nur die Verkehrs AG. Strukturen also, die dafür sorgen, dass die Unternehmen vorne und hinten nicht marktfähig sind. Das will man nun kompensieren und versucht erneut die StOAG aus Oberhausen mit ins Boot zu holen? Ob das nach dem gescheiterten Meoline-Versuch noch einmal gelingt, ist aber fraglich.

Mittelfristig will man auch mit der Bogestra verstärkt zusammenarbeiten. Diese ist jedoch bereits in der Kooperation östliches Ruhrgebiet eingagiert, ein erfolgreicher Via-Gegenentwurf: Vier Unternehmen behalten ihre Eigenständigkeit, haben allerdings gemeinsame, jeweils spezialisierte Werkstätten für ihre Busse, um dort gemeinsame Wartungsarbeiten durchzuführen. Außerdem tritt man bei der Busbeschaffung als Einkaufsgenossenschaft auf, um so bessere Konditionen zu bekommen. Erfolge, die die Via alle vermissen lässt.

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