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VCD stellt aktuellen Bahntest vor

07.12.15 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsclub Deutschland hat in der letzten Woche seinen aktuellen Bahntest vorgestellt. Primäres Ergebnis ist, dass viele Fahrgäste das als komplex empfundene System verschiedener Sparpreise kaum verstehen und sich einen günstigeren Normalpreis wünschen. Den Schwerpunkt auf Tarife und Preise hat der VCD aus zwei aktuellen Gründen gewählt. Zum einen entscheiden Ticketpreise wesentlich darüber, ob Reisende mit der Bahn fahren oder nicht. Zum anderen sinken die Fahrgastzahlen im Schienenfernverkehr und es stellt sich die Frage, ob neben der steigenden Konkurrenz und den günstigen Spritpreisen, die Tarife und Preise ausschlaggebend sind.

Gerade auch vor dem Hintergrund der angekündigten Fernverkehrsoffensive spiegele diese Situation die aktuellen Defizite wider und stelle Wünsche der Fahrgäste dar. Von 1.900 Befragten eines bevölkerungsrepräsentativen Online-Panels gaben nur knapp zwölf Prozent an, das Tarifsystem der Deutschen Bahn sei verständlich. Zudem waren die Befragten mehrheitlich der Ansicht, die Preise seien willkürlich und änderten sich ständig. Gewünscht ist genau das Gegenteil. Fast 95 Prozent der Studienteilnehmer wünschen sich ein einfach aufgebautes und transparentes Tarifsystem. Auch auf die Frage, wie dieses im Detail aussehen könnte, haben die Befragten eine klare Antwort: Mehr als Dreiviertel befürworten einen günstigen Festpreis statt vieler Sonderangebote.

Zudem findet eine Mehrheit es fair, wenn die Preise kilometerabhängig sind, statt je nach Strecke zu variieren. Beides würde das Tarifsystem vereinfachen und transparent gestalten. Große Zustimmung gibt es auch dafür, dass der Fahrschein für den Fernverkehr die Nutzung des Nahverkehrs am Zielort beinhaltet. Michael Ziesak, VCD-Bundesvorsitzender: „Der VCD Bahntest 2015/2016 zeigt, dass sich die aktuellen Preise und Tarife im Fernverkehr der DB AG nicht an den Wünschen der Reisenden orientieren. Fahrgäste müssen das gute Gefühl haben, einen fairen Preis zu zahlen. Das geht nur mit einfach verständlichen – das heißt entfernungsabhängigen – Festpreisen, statt Sonderrabattaktionen und Super-Sparpreisen. Auch die verwirrende Unterscheidung zwischen Nah- und Fernverkehr muss ein Ende haben. Menschen reisen von Haustür zu Haustür, nicht von Fernbahnhof zu Fernbahnhof. Die Tarife müssen im gesamten öffentlichen Verkehr logisch und einfach verständlich sein.“

Mit der Studie hat der VCD das Forschungsinstitut Quotas beauftragt. Neben den Wünschen an das Tarifsystem wurde ebenso abgefragt, auf was Fahrgäste am ehesten für einen günstigen Preis verzichten würden. Am häufigsten wurden mit jeweils circa 30 Prozent die freie Zugwahl und die Sitzplatzreservierung genannt. Nicht in Kauf nehmen möchten sie hingegen eine längere Reisedauer und häufiges Umsteigen. Denn mit jedem Umstieg droht die Reisekette zu platzen, so dass aus einigen Minuten Verspätung am Ende schnell eine Stunde oder sogar mehr werden kann.

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