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RMV startet pilotiert Tarifsystem

08.12.15 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Ab kommenden Frühjahr wird der RMV in einem Pilotversuch ein neues, deutschlandweit einmaliges Tarifangebot testen. Das beschloss der RMV-Aufsichtsrat in seiner Sitzung in Bad Homburg vor der Höhe letzte Woche. 20.000 Testnutzer des Tarifmodells RMVsmart zahlen dann nicht mehr die gefahrenen Tarifzonen, sondern die individuell gewählte Verbindung. Drei Jahre wird der Pilotversuch dauern, für den der RMV seine HandyTicket-App weiterentwickelt hat.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des RMV, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) freut sich vor allem über mehr Tarifgerechtigkeit: „Nehmen wir nur das Beispiel Frankfurt – Offenbach: Die bisherigen Preissprünge an den Tarifzonen- und Stadtgrenzen sind auf immer größeres Unverständnis gestoßen. Wer eine lange Strecke innerhalb einer Tarifzone fährt, zahlt heute an manchen Stellen weniger als jemand, der auf einer kurzen Strecke eine Tarifzonengrenze überquert. Dieses Tarifmodell passt nicht mehr zum Mobilitätsverhalten der Menschen der Region. Wir schaffen ein Nachbarschaftsticket für die ganze Region. Mit dem Pilotversuch des RMV wird das Prinzip ,Man zahlt, was man fährt umgesetzt. Dieses Pilotmodell schafft erstmals in Deutschland echte Leistungsgerechtigkeit – und wird damit fairer für alle. Insbesondere Tarifsprünge, wie zwischen Nieder-Eschbach und Ober-Eschbach oder Unterliederbach und Liederbach fallen weg.“

Verbundgeschäftsführer Knut Ringat: „Wir setzen mit dem RMVsmart die Bedürfnisse unserer Fahrgäste um. Die Mobilität der Menschen wird immer vielfältiger und individueller. Es braucht einen leistungsgerechten und transparenten Tarif, um den ÖPNV attraktiv zu halten. Mit dem Feldversuch sind wir der erste Verkehrsverbund in Deutschland, der einen Relationstarif in diesem Umfang pilotiert.“

In den schnellen Verkehrsmitteln Regionalzug, S-Bahn und U-Bahn zahlen die Fahrgäste erstmals einen klar entfernungsabhängigen Preis, der sich aus einem Grundpreis (1,69 Euro) und einem Preis für die jeweiligen gefahrenen Kilometer zusammensetzt. Dabei wird unterschieden zwischen dem engmaschigen Kern-Netz im Ballungsraum und dem weniger dicht befahrenen Regionalnetz in der Fläche. Für Fahrten mit Bus oder Straßenbahn gibt es Pauschalpreise, die sich ebenfalls aus dem Grundpreis sowie einer Pauschale zusammensetzen.

Diese Pauschale orientiert sich daran, wie groß die Stadt beziehungsweise der Ort ist. Damit setzt sich das Tarifangebot aus wenigen, übersichtlichen Bausteinen zusammen Die Kunden braucht sich um nichts kümmern: Die dazugehörige Smartphone-App berechnet die individuellen Preise je Verbindung ganz von alleine. Durch die automatische Ermittlung des Fahrpreises fällt der Nachteil sehr kostengerechter Tarifierung weg: Nämlich deren hohe Komplexität. Mit digitalen Fahrscheinen ist es daher möglich, einen intuitiven Zugang für den ÖPNV zu ermöglichen und trotzdem die Preise sehr gerecht zu gestalten.

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