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Bahn: Erneuert Gewinneinbruch angekündigt

07.12.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn hat bereits im ersten Halbjahr bei leicht steigendem Umsatz einen stark gesunkenen Gewinn verzeichnen müssen. Auch für das Gesamtjahr, so wurde vergangene Woche bekannt, rechnet das Unternehmen mit einem sehr schlechten Ergebnis. In den Medien ist dabei die Rede von Folgen durch den Lokführerstreik oder auch die Fernbusse, die dem Unternehmen zusetzen würden. Inwieweit sich diese Zahlen verifizieren lassen, bleibt nach Vorlage des Jahresabschlusses für 2015 abzuwarten.

Aus dem ersten Halbjahr ist jedoch bekannt, dass keine großen Einnahmeausfälle stattgefunden haben dürften. Dabei droht gerade hier in den kommenden Jahren noch einiges: So werden im Regionalverkehr etliche neue Verkehrsverträge wirksam, die DB Regio zum Teil zwar hat gewinnen können, jedoch zu deutlich geringeren Zuschüssen. Entsprechend werden hier, nach jetzt steigenden Kostenblöcken, auch die Umsätze in den Keller gehen. Beispiel Baden-Württemberg: Unabhängig von er Frage, ob DB Regio einen laufenden Einspruch vor der Vergabekammer und dem Oberlandesgericht wird durchsetzen können, läuft auf jeden Fall ein sehr lukrativer Altvertrag aus.

Im neuen Vertrag muss man nicht nur Züge anschaffen (wodurch abschreibungsbedingt Kosten entstehen, die momentan nicht vorhanden sind), sondern der Zuschuss der Aufgabenträger sinkt massiv. In Nordrhein-Westfalen gab es einen solchen Fall bereits, wenn auch im kleineren Stil: Im Dezember 2014 begann auf zwei S-Bahnlinien ein neuer Vertrag. Hier werden weniger Zuschüsse gezahlt, gleichzeitig fließen die Markteinnahmen statt an den Betreiber an den Aufgabenträger. Somit sind auch die Geschäftsaussichten im von Rüdiger Grube immer wieder so genannten „Brot- und Buttergeschäft“ alles andere als rosig.

Im Fernverkehr versucht man, sich mit dem neuen Modell einen Direktvergabemarkt zu schaffen. Ob das allerdings klappt, bleibt auch aufgrund der fragwürdigen rechtlichen Situation offen. Zudem ist das Konzept sehr langfristig angelegt und kann in absehbarer Zeit keine großen zusätzlichen Einnahmen schaffen. Das soll, wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, das neue Konzept „Zukunft Bahn“ bringen, das wohl aus dem bereits kursierenden „Eisenbahn in Deutschland“ hervorgegangen ist. Hintergrund: Unmittelbar nach dem Abellio-Urteil kündigte man bei der Deutschen Bahn, sich im SPNV nur noch an sehr wenigen, ausgewählten Ausschreibungen zu beteiligen.

Insgesamt schien das Interesse am inländischen Eisenbahnmarkt zu schwinden. In Sachsen etwa hat man beim Elektronetz Mittelsachsen auf eine Neubewerbung bei der Ausschreibung gänzlich verzichtet und auch sonst war eine Zielsetzung nach dem Prinzip „Rendite vor Marktanteil“ erkennbar. Trotzdem gab es jüngst in Schleswig-Holstein einige konkrete Diskussionen um mögliches Preisdumping. Insgesamt entstand von außen der Eindruck, dass das Prinzip „Trial and Error“ dazu führte, dass der Konzern sich insgesamt einfach verzettelt hatte. Das soll sich nun ändern, inklusive den Optionen, DB Schenker Logistics und DB Arriva – nur wenn ein marktgerechter Preis erzielt wird – wieder abzustoßen.

Im Fernverkehr ist die Rede von kleineren kurzfristigen Verbesserungen: Neuen Anzeigetafeln und ähnlichem. Insgesamt sollen zwanzig Milliarden Euro investiert und trotzdem hohe Dividenden an den Bund ausgeschüttet werden. Gleichzeitig wird es vermutlich aufgrund einer hohen Sonderabschreibung bei DB Schenker Rail dazu kommen, dass der Konzern insgesamt in die Verlustzone fährt. Hohe Investitionen will man auch im Fernverkehr tätigen – und hofft aller Wahrscheinlichkeit nach darauf, hier entsprechende Bestellerentgelte der regionalen Aufgabenträger akquirieren zu können. Auch wenn sie „Tarifausgleich“ oder anderweitig genannt werden, um nicht den Eindruck zu erwecken, es würde sich um bestellte Eisenbahnleistungen handeln.

Angesichts der Investitionsvorhaben liegt jedoch auch ein weiterer Punkt auf der Hand: Der hohe Schuldenstand des Konzerns, der sich weiter erhöhen wird. Im Moment profitiert man von niedrigen Zinsen, sollte sich dies jedoch ändern, drohen hier deutlich höhere laufende Kosten als bislang. Es liegt daher im Bereich des möglichen, dass in einigen Jahren auch eine neuerliche Entschuldung zu Lasten bzw. auf Kosten des Bundeseisenbahnvermögens in die politische Debatte eingebracht wird. Kosten für Zinsen, aber auch für viele Abschreibungen könnten entfallen, gleichzeitig würde der Zuschussbedarf für das Bundeseisenbahnvermögens steigen.

Siehe auch: Die eingetretenen Worst-Case-Szenarien

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