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VRR: Husmann kritisiert DB-Infrastruktursparten

05.11.15 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann hat in der vergangenen Woche öffentliche Kritik am Zustand der Infrastruktur im Verbundraum geübt. Der VRR, der bereits jahrelang von der Sperrung der Müngstener Brücke betroffen war, ist nun durch den Stellwerksbrand in Mülheim (Ruhr) erneut verkehrlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Das nimmt Husmann zum Anlass, um seine Kritik zu äußern. Der DB-Konzern solle insgesamt mehr in die Wartung, den Erhalt und den Ausbau der Infrastruktur investieren.

In einer Stellungnahme des VRR zum Feuer im Stellwerk heißt es: „Einerseits muss die DB als Eigentümer der Infrastrukturanlage grundsätzlich anerkennen, dass ein solcher Brand bei veralteter Technik höhere Risiken und Schäden birgt als bei regelmäßig gewarteten und erneuerten Anlagen. Andererseits muss sich der Konzern auch endlich seiner Verantwortung gegenüber den Fahrgästen und den anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen stellen und ausnahmslos im Sinne aller für eine funktionsfähige, moderne und verlässliche Infrastruktur sorgen.“ Das sei aktuell nicht der Fall.

Die Bahn räumt ein, dass es Probleme gibt: „Der Stellwerksbrand in Mülheim hat in der Tat starke Auswirkungen auf den Zugverkehr im Ruhrgebiet. Die Unannehmlichkeiten für unsere Kunden bedauern wir sehr und können die Verärgerung unserer Kunden und auch der Besteller des Nahverkehrs verstehen.“ Das jedoch, so heißt es beim VRR, hätte verhindert werden können und müssen. „Denn es liegt eindeutig in der Verantwortung, dem Engagement und der Innovationsbereitschaft der DB für die Wartung und das Investment in seine Infrastrukturanlagen Sorge zu tragen“, macht VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann deutlich.

„Nur wenn die Bahn hier in Zukunft als verlässlicher Partner agiert und beispielsweise Stellwerke modernisiert und Gleisanlagen regelmäßig wartet und ausbaut, können die Züge – seien es nun die der DB Regio, oder die der private Eisenbahnunternehmen – qualitativ gute und pünktliche Leistungen erbringen und die Kunden bei Störungen optimal informieren.“ Bei der Bahn kann man die Kritik des VRR „nicht nachvollziehen“.

Man teilt mit: „Zunächst ist es Aufgabe des Bundes, Infrastrukturinvestitionen zu finanzieren. Nachdem die Infrastruktur jahrelang unterfinanziert war, brachten Bahn und Bund in diesem Jahr ein milliardenschweres Investitionsprogramm auf dem Weg. Zusammen mit den Ausgaben für den Unterhalt des Netzes, die die Bahn finanziert, werden in fünf Jahren 28 Milliarden Euro in die bestehende Infrastruktur investiert. Davon sind vier Milliarden Euro für die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik, also von Stellwerken, vorgesehen. Betonen möchten wir ferner, dass im Stellwerk in Mülheim alle Inspektionen und Wartungsarbeiten rechtzeitig vorgenommen wurden.“

Hintergrund ist, dass die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, also die pauschalen Geldflüsse vom Bund an den DB-Konzern zur Finanzierung des Netzunterhaltes und von Ersatzinvestitionen, zuletzt deutlich aufgestockt worden sind. Unabhängig vom konkreten Stellwerksbrand bemängelt man beim VRR allerdings, dass die Infrastruktur insgesamt nicht ausreichend gewartet und instandgehalten worden sei. Husmann: „Wir haben bereits in der Vergangenheit mehrfach darauf aufmerksam gemacht, dass der DB-Konzern es in den zurückliegenden Jahren unterlassen hat, ausreichend in die Infrastruktur zu investieren. Beginnend mit dem ehemals geplanten Börsengang sehen wir deutliche Versäumnisse beim Konzern im Bereich der regelmäßigen Wartung und der nachhaltigen Investitionen in technische Infrastrukturanlagen. Hier besteht ein massiver Nachholbedarf.“

Er erkennt allerdings sehr wohl an, dass sich in jüngster Vergangenheit einiges zum Besseren gewandt habe – eben nur noch nicht genug. Martin Husmann weiter: „Seit wenigen Jahren sind vermehrte Bautätigkeiten wahrzunehmen, was wir grundsätzlich begrüßen. Jedoch führen diese aufgrund der Versäumnisse in der Vergangenheit heute zu einer überproportionalen Belastung der Fahrgäste. Als Leidtragende müssen zahlreichen Pendler und Fahrgäste jetzt aufgrund dieser Baumaßnahmen und durch die Auswirkungen des Stellwerksbrandes zahlreiche Verspätungen und Ausfälle in Kauf nehmen. Daher appellieren wir erneut und massiv an den DB-Konzern, dauerhaft und nachhaltig mehr in den Erhalt und die Erneuerung der Infrastruktur vor Ort zu investieren und endlich auch Engpässe im Bereich der technischen Anlagen zu beseitigen.“

Siehe auch: Ein Appell reicht nicht

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