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Kosten für WLAN quantifiziert

23.11.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Debatte um Internetzugang in den Zügen wird seit geraumer Zeit immer ausführlicher geführt. Mögliche Wege für einen besseren Zugang zum mobilen Internet und Sprachtelefonie im SPNV stellt nun eine aktuelle Studie von A.T. Kearney vor. Sie informiert über die Planungsabsichten der Branche und sieht Investitionsbedarf in Milliardenhöhe für den bundesweiten Ausbau der notwendigen Infrastruktur.

An der Erstellung der Studie beteiligt waren die drei Telekommunikationsunternehmen Deutsche Telekom, Telefónica und Vodafone, die Bahnunternehmen Deutsche Bahn und Netinera sowie die BAG SPNV, vertreten durch BEG, RMV und VRR. „Nach Berechnungen der Mobilfunknetzanbieter liegt die Innenversorgung der SPNV Züge zurzeit bei rund sechzig Prozent für mobiles Internet und neunzig Prozent für Sprachtelefonie. Werte, die für ein positives Kundenerlebnis unzureichend sind“, sagt Axel Freyberg, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des Bereichs Telekommunikation in Europa.

Nun beabsichtigen die Mobilfunknetzanbieter bis zum Jahr 2020, zusätzlich rund 400 Millionen Euro zur spürbaren Verbesserung der Mobilfunknetzabdeckung entlang der Bahnstrecken zu investieren. Das Investitionsvolumen lässt die Netzabdeckung für das mobile Internet im SPNV auf neunzig Prozent anwachsen. Nach Schätzungen der Mobilfunknetzanbieter wäre eine weitere Milliarde Euro für eine Netzabdeckung von rund 98 Prozent nötig, um auch wenig besiedelte Gebiete einzuschließen. Diese Abdeckung wäre nur durch eine gezielte Förderung durch den Bund möglich, ist aber wirtschaftlich für die Unternehmen alleine nicht darstellbar.

Notwendig sind grundsätzlich auch Investitionen in die Schienenfahrzeuge: Dabei sind zwei Technologien geeignet die Versorgung in den Zügen zu verbessern – Mobilfunkrepeater und WLAN. Repeater verbessern Sprach- und Datenverbindungen von Mobilfunkkunden (unter Nutzung ihres Mobilfunkvertrags) im Zug. WLAN-Verbindungen an Bord vereinfachen zwar den Internetzugang, verbessern aber nicht die Sprachtelefonie. Derzeit ist durch die Aufgabenträger geplant, in mehreren Pilotprojekten bis 2020 etwa 950 Züge – das sind rund acht Prozent aller SPNV-Züge – mit einer oder beiden Technologien auszustatten. Laut der Studie belaufen sich die Investitionen für die Ausstattung dieser Züge mit einer Technologie auf mindestens rund 45 Millionen Euro.

Doch neben den Einmalinvestitionen gäbe es auch konsumtive Kosten, da jeweils Datentarife für das mobile Internet im Zug fällig würden. Denn was für die Fahrgäste kostenlos ist, ist für die Aufgabenträger nicht umsonst. Diese würden der aktuellen Untersuchung zufolge mit rund vierhundert Millionen Euro im Jahr zu Buche schlagen – Geld, das die Aufgabenträger aus Regionalisierungsgeldern oder laufenden Markteinnahmen finanzieren müssten. Vor dem Hintergrund dieser extrem hohen Kosten gilt es daher als unwahrscheinlich, dass es im deutschen Regionalverkehr auf absehbare Zeit überall WLAN geben wird.

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