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VDB zufrieden mit erstem Halbjahr

26.10.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verband der Deutschen Bahnindustrie (VDB) zieht eine positive Bilanz des ersten Halbjahres 2015. Bei der stark gestiegenen Nachfrage liegt der Anteil aus dem Ausland mit 4,3 Milliarden Euro und dem aus Deutschland mit 4,2 Milliarden Euro fast gleichauf. Deutlich zugelegt haben insbesondere die Aufträge für Schienenfahrzeuge aus dem Ausland. Sie stiegen auf 3,6 Milliarden Euro. Bahnbetreiber aus Deutschland bestellten Schienenfahrzeuge im Wert von 3,3 Milliarden Euro bei ihren heimischen Lieferanten, 65 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Verbandspräsident Martin Lange: „Die wirtschaftliche Lage der Bahnindustrie in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr 2015 solide entwickelt. Während das Jahr 2014 im Verhältnis arm an Großaufträgen gewesen ist, verzeichnen die Bahntechnikhersteller im ersten Halbjahr dieses Jahres wieder vermehrt volumenträchtige Aufträge. Auch im volatilen Geschäft mit Lokomotiven können wir wieder eine Belebung des Bestellverhaltens erkennen. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass sich auch die zweite Jahreshälfte mehrheitlich positiv in den Bilanzen der heimischen Industrie niederschlagen wird. 2015 kann ein Jahr werden, in dem die Bahnindustrie in Deutschland ihre Auftragsbücher wieder füllt.“

Die Nachfrage nach Infrastrukturausrüstungen stagnierte mit 1,6 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Bestellungen in Deutschland wuchsen leicht um 12,5 Prozent auf 900 Millionen Euro, die des Auslands gingen leicht auf 700 Millionen Euro zurück. „Das Niveau des Infrastrukturgeschäfts ist unverändert niedrig und alles andere als zufriedenstellend“, sagte Lange. „Die seit Anfang des Jahres gestiegenen Finanzmittel des Bundes für Ersatzinvestitionen in Deutschlands Schienenbestandsnetz – immerhin jährlich eine Milliarde Euro mehr für die nächsten fünf Jahre – kommen bislang nicht durch steigende Nachfrage bei unseren Mitgliedsunternehmen an.“

Lange warnte davor, die dringend nötige Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten erst in einem ambitionierten Schlussspurt realisieren zu wollen. „Das wird nicht klappen. Dafür werden die nötigen Industrieressourcen in Deutschland, die mangels jahrelanger Nachfrage begrenzt sind, nicht ausreichen.“ Lange empfahl eine kontinuierliche Abarbeitung der Finanzmittel für Deutschlands Schienennetz und regte an, auch auf die umfassenden Planungsleistungen der Industrie zurückzugreifen. So könnten mögliche Engpässe bei den anstehenden Vorhaben vermieden werden.

Die Einigung von Bund und Ländern beim künftigen Umgang mit den Regionalisierungsmitteln bezeichnete VDB-Hauptgeschäftsführer Ben Möbius als „einen bedeutenden Erfolg für den SPNV. Die Neuregelung war längst überfällig.“ Die jährliche Summe in Höhe von acht Milliarden Euro entspricht der unteren Grenze dessen, was der Eisenbahnsektor seit Langem gefordert hat. „Indes kann niemand mit einer jährlichen Dynamisierung von 1,8 Prozent zufrieden sein“, erklärte Möbius. „Das ist nicht auskömmlich. Wichtig ist auch, den Anstieg der Trassenpreise zu begrenzen, etwa auf 2,5 Prozent jährlich. Die Regionalisierungsmittel müssen zweckgebunden sein. Ihre Verwendung muss transparent sein. Der Vermittlungsausschuss hat also noch wichtige Details zu regeln. Die Aufgabenträger brauchen nun rasch Planungssicherheit für die Bestellung von Nahverkehren.“

Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass das Investitionsvolumen für die Bahnindustrie konstant hoch bleibt. Auch das, was vor einigen Jahren noch als Vergabewelle diskutiert wurde, hat sich inzwischen als dauerhaft konstant hohes Volumen im Markt etabliert. Dadurch steigt auch die Nachfrage nach Neufahrzeugen, selbst wenn die Debatte über die mögliche Zulassung gebrauchter Züge immer wieder geführt wird. Allerdings scheiterte dies allen praktischen Erfahrungen zufolge stets an der mangelnden Verfügbarkeit vorhandener Fahrzeuge und nicht an fehlender Nachfrage.

Davon unabhängig ist Studien zufolge auch das grundsätzliche Wachstumspotential im Neufahrzeuggeschäft größtenteils kaum noch vorhanden. Die Industrie reagiert darauf, indem man verstärkt in den Bereich After-Sales eintritt: Wartung und Instandhaltung von Zügen, Unfallaufarbeitung und vieles mehr. Dabei gibt es sowohl Modelle wie in Nordrhein-Westfalen, bei denen der Aufgabenträger Wartungsverträge abschließt als auch wie bei Transregio, wo der Betreiber die Hersteller selbst beauftragt. Hier lassen sich in Zukunft viele neue Potentiale erschließen.

Siehe auch: Die Rolle der Industrie

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