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Störungen bei der S-Bahn München

12.10.15 (München) Autor:Stefan Hennigfeld

Bei der S-Bahn München gab es in der vergangenen Woche gleich zwei größere Störungen, die zu erheblichen Problemen geführt haben. Bereits am Dienstag unterbrach ein Kurzschluss die gesamte unterirdische Stammstrecke. Eine Jacke auf dem Dach eines S-Bahn-Zuges war nach derzeitigem Kenntnisstand offensichtlich der Auslöser. Sie verfing sich in einem Stromabnehmer und verursachte einen Kurzschluss. In der Folge war der gesamte Berufsverkehr zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof unterbrochen. Mit einem Störfallprogramm versuchte die S-Bahn, dennoch möglichst viele Fahrgäste bis zu den Umsteigestationen zur U-Bahn und zu den anderen städtischen Verkehrsmitteln zu bringen.

„Wir bedauern, dass die Fahrgäste diese Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen mussten. Diese Damenjacke hat einen großen Schaden angerichtet. Die Polizei wird die Ermittlungen aufnehmen“, so Erich Brzosa, DB Netz. Die Bahn musste zur Reparatur einen sogenannten Turmtriebwagen an die beschädigten Oberleitungsstellen am Hauptbahnhof und am Isartor einsetzen. Auch der Stromabnehmer auf dem Dach einer S-Bahn war nach dem Kurzschluss abgebrannt. Dieser Zug musste mit einer Diesellok aus dem Tunnel in das Werk Steinhausen geschleppt werden. Während der Sperrung waren fünf S-Bahnen im Stammstreckentunnel eingeschlossen. Die Reisenden konnten zwar an den Bahnhöfen diese Züge verlassen, aber sie fehlten im Zugverkehr. Dadurch kam es auf den anderen Strecken auch zu Zugausfällen.

Am Mittwoch und Donnerstag hat jeweils eine Weichenstörung den Betrieb gehemmt. Es handelt sich um die Weiche, mit dem die aus der Innenstadt kommenden S-Bahnen abwechselnd Richtung Pasing (S 3, 4, 6 und 8) oder Richtung Moosach (S1) bzw. Obermenzing (S2) geleitet werden. Die Weiche besitzt einen Antriebsmotor, mit dem die Weiche umgestellt wird. Erst war der Weichenmotor gestört, später trat ein Fehler an der Schaltung des Antriebs auf. Die Weiche wurde vorübergehend so eingestellt, dass die Züge Richtung Pasing fahren können. Der Weichenantrieb wurde komplett getauscht, um weitere Probleme zu verhindern.

Kritik kam vom Münchener Ortsverein bei Pro Bahn. Nach drei Tagen in Folge mit Großstörungen rief man Landes- und Bundesverkehrsminister, beide aus Bayern, zum Handeln auf. Der Ortsvereinsvorsitzende Andreas Barth: „Der schlechte Zustand der S-Bahn rührt aus der jahrelangen Vernachlässigung durch die Politik, die dafür lieber Luftschlösser baut.“ Während die Münchener S-Bahn nicht fährt, beschäftige sich der Bundesverkehrsminister lieber mit WLAN im SPNV. Doch derweil lief während der Störungen nicht mal die Fahrgastinformation richtig. „Erstmal“, so Barth, „müssen die Kernaufgaben erfüllt sein – und das ist, dass die Züge pünktlich fahren.“ Man verweist darauf, dass bereits im Mai 2012 ein Sofortprogramm vorgelegt worden sei. Daraus wurde aber nach knapp dreieinhalb Jahren noch keine einzige Maßnahme umgesetzt.

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