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Fernbus: IHK Oldenburg publiziert Handlungsempfehlungen

08.10.15 (Fernverkehr, Niedersachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

In einer jüngst erschienenen Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oldenburg hat man nicht nur den Nutzen der Fernbusse für die Region ausgearbeitet, sondern auch umfassende Handlungsempfehlungen für die politischen Mandatsträger vorgestellt. Autor Christoph Marquardt nennt im Wesentlichen zwei Dinge, die die politische Ebene jetzt tun sollte: Die Fernbushaltestelle am ZOB in Oldenburg ausweiten und eine zusätzliche Haltestelle am Autohof Cloppenburger Land in Emstek einzurichten, um das Oldenburger Münsterland besser anzubinden.

„Gerade jetzt, wo Kleinstädte in peripheren Regionen und der ländliche Raum sowie Tourismusregionen stärker in das Blickfeld der Fernbusanbieter rücken, sollte der Nordwesten aufmerksam sein, um von dieser Entwicklung zu profitieren und nicht dauerhaft unerschlossen zu bleiben. Die verantwortlichen Akteure müssen ihre bisherige Zurückhaltung aufgeben. Stattdessen sollte sich das Oldenburger Land offensiv um eine bessere Erschließung durch den Fernbuslinienverkehr bemühen. Das Oldenburger Land muss sich auch in Hinsicht auf den Fernbuslinienmarkt stärker aufstellen und seine Position gegenüber anderen Regionen behaupten. Dabei erscheint es sinnvoll, dass die Akteure aus den unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen und Branchen gemeinsam auftreten, um die Situation in Bezug auf Anbindung, Erschließung und Infrastruktur zu verbessern. Eine engere Zusammenarbeit zwischen den Kommunen auf der einen und Betreibern auf der anderen Seite ist dringend angeraten.“

Vor diesem Hintergrund sei es notwendig, dass die Gebietskörperschaften den Fernbusbetreibern gegenüber als gemeinsame Verhandlungspartner auftreten und nicht jeder kleine Bürgermeister sein eigenes Süppchen kocht. Das sei vor dem Hintergrund der aktuellen eisenbahnpolitischen Situation besonders wichtig: „Das Oldenburger Land ist bezüglich der Verkehrsanbindung zweifelsohne eine benachteiligte Region. Alle Jahre wiederholt sich die Diskussion um den ICE-Bahnhof Oldenburg und die Notwendigkeit, aus Richtung Süden kommende Züge bis Oldenburg durchzubinden statt alternativ in Bremen enden zu lassen.

Das Fernbuspotenzial im Oldenburger Land muss aufgrund der benachteiligten Lage allerdings erst erschlossen werden, während es in anderen Regionen aufgrund von Standort- oder regionaler Attraktion eher ein Selbstläufer ist.“ Doch gerade die schlechte SPFV-Anbindung sei das entscheidende Argument den Fernbusunternehmen gegenüber, da die Konkurrenz auf der Schiene deutlich geringer ist. Während es etwa zwischen Hamburg und Berlin einen Billig-IRE gibt und die Verfügbarkeit extrem geringer Sparpreise zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet überdurchschnittlich groß ist, gibt es in Nordwestdeutschland deutlich weniger Konkurrenz durch die Schiene.

Dabei weiß man auch ziemlich genau, wie die Fernbusklientel aussieht: Es sind überwiegend junge Leute, die Fernbusse nutzen, und zwar meist in der Freizeit und mehrmals jährlich, wie Marquardt bei einer Befragung von Fahrgästen in Oldenburg herausgefunden hat. Über die Hälfte nutzt bereits den kommunalen ÖPNV, um zum Fernbus an der Haltestelle zu kommen. Deshalb punktet auch der Oldenburger ZOB mit seiner Fernbus-Haltestelle. Ihre Lage, Erreichbarkeit und Anbindung werden überwiegend als gut bewertet. Minuspunkte verteilen die befragten Fahrgäste aber in puncto Ausstattung, Verkehrssicherheit und Beschilderung. Aus Sicht des Autos besteht hier großer Handlungsbedarf, um die Fernbus-Nutzung attraktiver zu gestalten.

Werner Fass, Busunternehmer und Fernbusbetreiber aus Wilhelmshaven, meint: „Die Haltestellen-Infrastruktur muss dem Wachstum im Fernbuslinien-verkehr Rechnung tragen. Gerade eine so stark frequentierte Station wie am Oldenburger Hauptbahnhof muss erweitert und ausgebaut werden, dazu gehören Überdachungen und Sitzgelegenheiten für Fahrgäste sowie eine Toilettenanlage.“ Mehr Netzintegration, Kommunikation und Kooperation – das empfiehlt die Studie außerdem, um den Fernbus-Boom zum wirtschaftlichen Vorteil der Region zu nutzen. Regionale Akteure wie Wirtschaftsförderungen und Tourismusorganisationen sollten dafür sorgen, dass ÖPNV, Fernbus- und Bahnverkehr optimal aufeinander abgestimmt sind. Dafür, dass das bereits vorhandene Angebot bekannter wird, müssten nicht nur die Busunternehmen, sondern zum Beispiel auch die Kommunen im eignen Interesse sorgen, meint Marquardt – dann ist für alle ein hoher Nutzen da.

Siehe auch: Chancen nutzen, die der Fernbus bietet

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