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VBB: Diskussion um Fahrpreiserhöhung

07.09.15 (Berlin, Brandenburg) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wird über eine mögliche Tariferhöhung mit Wirkung zum 1. Januar diskutiert. Auch wenn der Aufsichtsrat offiziell noch zustimmen muss, so ist davon auszugehen, dass die Fahrpreise im Einzelticket konstant bleiben. Eine ähnliche Preispolitik fährt bereits der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) im Großraum Köln-Bonn: Auch hier sind die Preise für Einzelfahrscheine zuletzt konstant geblieben, nur Monatsfahrscheine haben sich verteuert.

Dieses Vorgehen steht zwar dem Ziel entgegen, dass sich Zeitkarten bereits bei relativ wenigen Einzelfahrten lohnen, auf der anderen Seite sind höhere Einzelfahrpreise am Markt immer schwerer realisierbar. Die Einzelfahrt innerhalb Berlins würde dann weiter 2,70 Euro kosten, verbundweit 3,30 Euro.

Eine Berliner Monatskarte soll von 79,50 Euro auf 81,00 Euro steigen, eine verbundweite von 98,50 Euro auf 99,90 Euro – damit würde die psychologisch wichtige Hundert-Euro-Grenze zumindest für ein weiteres Jahr nicht geknackt. Zum 1. Januar 2015 waren die Preise zuletzt um durchschnittlich 2,3 Prozent gestiegen. Das entspricht knapp dem dreifachen der Inflation, die 2014 im Schnitt unter 0,9 Prozent lag.

Die Berechnung erfolgt nach einem bestimmten Index, der sich sich 83 Prozent aus der allgemeinen Inflation und zu jeweils 8,5 Prozent aus den Kraftstoff- und Strompreisen errechnet. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres lag die durchschnittliche Inflationsrate bei etwa 0,2 Prozent. Schwere Kritik kommt dabei u.a. von der Fraktion der Grünen im Abgeordnetenhaus.

Deren verkehrspolitischer Sprecher Stefan Gelbhaar fordert sogar eine Preissenkung: „Der VBB-Aufsichtsrat muss die ins Spiel gebrachten Fahrpreiserhöhungen in seiner nächsten Sitzung mit deutlichen Worten ablehnen. Es gibt keinen Grund für eine Fahrpreiserhöhung in Berlin. Die Fahrpreise müssen runter – nicht rauf. Dafür sprechen die positiven Entwicklungen bei BVG, S-Bahn und Regio, die niedrigen Energiepreisen und eine Inflationsrate nahe Null. Es wird klar, dass der eingeführte Index falsch konzipiert ist. Der Index fungiert als beständige Fahrpreiserhöhungsmaschine und muss weg.“

Insbesondere verwies er dabei auf die zum Teil desolate Qualität insbesondere in den Verkehrsmitteln der BVG AöR: „Die Preiserhöhung bestraft die Stammkunden von BVG und S-Bahn dafür, dass sie ausgefallene, überfüllte und häufig nicht klimatisierte Züge ertragen müssen. Der Senat muss für eine Senkung der Fahrpreise sorgen, damit Bus und Bahn attraktiv bleiben.“

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben zuletzt neue U-Bahntriebzüge angeschafft, die über keine Klimaanlagen verfügen. Während defekte Klimatisierungen im Eisenbahnverkehr immer wieder für Diskussionen sorgen, findet eine öffentliche Debatte im Zusammenhang mit Kommunalmonopolisten wie der BVG AöR so gut wie nicht statt.

Im Juli waren die U-Bahnfahrzeuge teilweise bis zu vierzig Grad heiß. Zum Vergleich: Selbst in Ausnahmefällen sind in Tiertransporten nur maximal 35 Grad erlaubt und auch das nur vorübergehend. Die Regeltemperatur darf 30 Grad nicht überschreiten. Der scheinbar offizielle Twitteraccount der BVG AöR wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Fahrgäste an ihrem Ziel, so wörtlich „nicht geschlachtet und zu Wurst verarbeitet werden.“

Nicht ganz so skurril äußerte sich der Deutsche Bahnkundenverband. In einer Presseerklärung zur Sache heißt es: „Natürlich brauchen die Verkehrsunternehmen eine verlässliche finanzielle Ausstattung. Die muss aber durch den jeweiligen Eigentümer und die Fahrgäste erbracht werden. Hierfür müssen die Rahmenbedingungen stimmen.“ Insbesondere die BVG AöR sei „chronisch unterfinanziert“. Es herrsche zudem ein massiver Mangel an Personal und Fahrzeugen. Auch in Brandenburg sind die öffentlichen Gelder gedeckelt, so dass Kostensteigerungen durch höhere Markterträge oder Maßnahmen zur Steigerung der allgemeinen Wirtschaftlichkeit aufgefangen werden müssen.

Der Fahrgastverband IGEB äußerte in der Berliner Morgenpost, dass die Berechnungen der Fahrpreiserhöhungen nicht mehr nachvollziehbar seien. Auch hier wurden die Schlechtleistungen sowohl von der BVG AöR als auch von der S-Bahn Berlin ins Spiel gebracht. Bei der IGEB hat man sich vor einigen Wochen auch zum Thema Klimaanlagen geäußert – man ist jedoch dagegen, da klimatisierte U-Bahnfahrzeuge für ein Aufheizen der Tunnel sorgen würden und es in Berlin ohnehin nicht oft heiß sei. Trotz der Kritik ist davon auszugehen, dass die Fahrpreiserhöhung kommen wird.

Siehe auch: Fahrpreissteigerungen, aber wie?

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