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GDL: Claus Weselsky bei Markus Lanz

21.09.15 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Nun waren bei Claus Weselskys Auftritt in der ZDF-Sendung von Markus Lanz keine großen Neuigkeiten zu erwarten. Und doch kam ans Licht, dass der von Hartmut Mehdorn geführte Bahnvorstand ihm im Jahr 2007 offensichtlich genau den Posten angeboten hat, den dann der damalige Transnet-Chef Norbert Hansen übernahm: Als Personalvorstand im DB-Konzern. Interessant wäre zu wissen gewesen, was denn im Einzelnen während der Tarifauseinandersetzung 2007 passiert ist. Wie war damals z.B. bereits das Verhältnis zwischen Manfred Schell und Claus Weselsky? Das ist auch alles einige Jahre her, sodass man über die aktuellen Ereignisse gesprochen hat.

Hier hätte Markus Lanz zum ersten Mal überhaupt die Chance gehabt, einmal Vergleiche zu ziehen: Zwischen der GDL und dem, was DGB-Gewerkschaften regelmäßig veranstalten. Sind ein paar Tage GDL-Streik in einem extrem hohen Eskalationszustand wirklich viel schlimmer als der 72 Stunden „Warnstreik“ von Verdi, wie es ihn ebenfalls 2014 gegeben hat? Natürlich mag Claus Weselsky nicht unbedingt beliebt sein, aber ist sein Verdi-Kollege Frank Bsirske wirklich sympathischer? So aggressiv hat man Claus Weselsky noch nirgendwo gesehen.

Stattdessen waren diverse Indiskretionen in der Berichterstattung noch einmal Thema, wie zum Beispiel eine Veröffentlichung von Weselskys dienstlicher Telefonnummer (welche er dann ins Büro von Rüdiger Grube hat weiterschalten lassen) oder auch Fotos seines Privathauses. Dass er selbst im Hinterhaus einer inzwischen als Mehrfamilienhaus genutzten Villa wohnt, kam in dieser Berichterstattung im Jahr 2014 nicht vor, stattdessen wurde seine geschiedene zweite Ehefrau ausführlich zu Weselskys privaten Angewohnheiten befragt. Das hatte mit der eigentliche Sache nichts zu tun, zeigt jedoch , dass zumindest Teile der Tagespresse während des Tarifkonfliktes auf wirklich unangenehme Art und Weise die Privatperson und den Gewerkschafter vermengt haben.

Aber eine interessante politische Aussage gab es dann doch, nämlich das Verhältnis zu Transnet und dem damals geplanten Börsengang der DB AG. Die GDL sei dagegen gewesen. Okay, sicher auch zurecht. Aber ist nicht diese GDL auch immer wieder, zumindest einigen Stakeholdern gegenüber, für eine liberalisierte Eisenbahn und für eine Trennung von Netz und Betrieb? Dabei suggeriert genau diese GDL ihren Mitgliedern nach innen etwas anderes, nämlich ein „Zurück zur Bundesbahn gibt es nur mit uns.“ Natürlich sind solche Aussagen nie fassbar, nie zitierbar. Aber der Auftritt Weselskys bei Lanz zeigt genau diese Richtung: Die Aussagen werden stets so gewählt, dass der Lokführer, der gerne Beamter wäre, dort rein interpretieren kann, was er hören will. Für alle, die die Sendung verpasst haben, ist sie in der Mediathek nachzuschauen.

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