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Flüchtlingskrise legt Zugverkehr lahm

14.09.15 (Europa, Fernverkehr) Autor:Rebecca Gertz

Vergangene Woche wurde der Zugverkehr in Europa gleich an mehreren Stellen unterbrochen. Am Mittwoch stoppte die dänische Polizei den Verkehr zwischen Deutschland und Dänemark. Betroffen waren die Strecken Hamburg-Århus und Hamburg-Kopenhagen. Züge auf der Strecke Hamburg-Århus wurden in Padborg und Züge Richtung Kopenhagen in Rødby angehalten. Auch die Fähre Puttgarden-Rødby kann nach wie vor (bis Redaktionsschluss) nicht von Zügen genutzt werden.

Seit Donnerstag rollen zwar teilweise wieder Züge zwischen Hamburg und Århus, jedoch handelt es sich um Regionalzüge, was die Fahrtzeiten verlängert. Nach Angaben der südostdänischen Polizei kamen seit vergangenem Sonntag 3200 Flüchtlinge nach Dänemark, die vor Ort nach Dubliner Übereinkommen registriert werden sollten. Das Dublin-Verfahren verlangt, dass Flüchtlinge dort registriert werden und Asyl suchen, wo sie zuerst europäisches Land betreten haben. Einzelne Gruppen weigerten sich sowohl in Padborg als auch in Rødby, die Züge zu verlassen. Sie forderten, nicht registriert zu werden, um ihre Reise nach Schweden fortsetzen zu können.

Einige Flüchtlinge, die der Polizei entkommen konnten, setzten ihre Reise auf den Autobahnen fort, die ebenfalls gesperrt wurden. Insgesamt rechnet man mit 688 Flüchtlingen, die in Dänemark registriert wurden und nun offiziell Asyl suchen. Man geht davon aus, dass alle anderen Flüchtlinge sich auf der Weiterfahrt oder auf dem Weg nach Schweden befinden. Die dänische Staatsbahn (DSB) orderte auf die Geschehnisse hin am späten Donnerstag an, dass Flüchtlinge nicht weiter kontrolliert werden und somit gratis fahren können. Alles weist darauf hin, dass Dänemark seine Versuche aufgegeben hat, sich an das Dubliner Übereinkommen zu halten. Das Dublin-Verfahren wird momentan in Deutschland und Österreich für syrische Flüchtlinge nicht angewendet. Auch deshalb werden beide Länder als „Transitländer“ genutzt und sind großen Flüchtlingsströmen ausgesetzt.

In Österreich wurde der Zugverkehr aus Ungarn am Donnerstag Nachmittag eingestellt. Dies geschah laut den österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) aufgrund einer „massiven Überbelastung“ der Strecke. Am Grenzübergang Nickelsdorf und an den Wiener Bahnhöfen sind bis Donnerstagmittag rund 6000 Flüchtlinge angekommen. Wegen der Überbelastung wurden folgend verstärkt Busse eingesetzt. Für Pendler und Schüler aus dem Grenzgebiet wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen organisiert. Am vorigen Wochenende überquerten mehr als 20.000 Flüchtlinge die österreichisch-ungarische Grenze. Die Sperrung des Zugverkehrs hatte am Freitag auch für Österreich eine weitere, auf die Grenzautobahnen ausgeweitete Sperrung zur Folge. Ähnlich wie in Dänemark versuchten hier Flüchtlinge, ihre weitere Reise zu Fuß zu bewältigen. Momentan ist noch nicht abzusehen, wie sich die Flüchtlingskrise weiter auf den europäischen Verkehr auswirken wird.

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