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Terroranschlag auf Thalys-Zug

24.08.15 (Europa) Autor:Max Yang

Auf einen Fernverkehrszug des Unternehmens Thalys ist am vergangenen Freitagnachmittag gegen 16:45 Uhr ein Terroranschlag verübt worden. Während der Fahrt von Amsterdam nach Paris lud ein Mann auf belgischem Staatsgebiet eine automatische Waffe in einer Zugtoilette. Drei Amerikaner, von denen zwei ehemalige Militärs waren, überwältigten den Bewaffneten und schlugen ihn bis er bewusstlos wurde. Der Angreifer, der unter anderem eine Kalaschnikow, ein Messer, eine automatische Pistole und Patronen bei sich geführt haben soll, konnte bei dem Gerangel einen der Amerikaner mit einem Messer verletzen, eine andere Person wurde mit einer Schusswaffe in den Hals getroffen.

Der Zug hielt im nordfranzösischen Arras, wo ein 26-jähriger Verdächtiger marokkanischer Herkunft von der französischen Polizei festgenommen wurde. Ayoub el-Q. lebte nach Berichten spanischer Medien bis 2014 in Spanien, wo er bei den örtlichen Behörden wegen islamistischer Umtriebe bekannt war. Vergangenes Jahr zog er nach Frankreich, wenig später soll er einen Aufenthalt in Syrien durchgeführt haben. Nach Angaben der französischen Zeitung „La Voix du Nord“ soll die französische Polizei von spanischen Behörden auf den Mann aufmerksam gemacht worden sein. Es ist jedoch nicht klar, ob er zum Zeitpunkt des Anschlags noch unter staatlicher Überwachung stand.

El-Q. soll den Thalys-Zug im Bahnhof Brüssel-Süd (Bruxelles-Midi) bestiegen haben. Im Polizeiverhör stritt er zunächst ab, einen Terroranschlag auf den Zug beabsichtigt zu haben. Er habe lediglich einen Raub durchführen wollen. Die Tasche mit Waffe habe er „in einem Park in Brüssel“ gefunden. Matthew Holehouse von der Zeitung „The Telegraph“ wies darauf hin, dass Belgien ein Problemschwerpunkt im Bereich Waffenhandel sei. Die Terroranschläge von Paris im Januar seien mit in Belgien erworbenen Waffen durchgeführt worden.

Amedy Coulibaly, der in einem koscheren Supermarkt vier jüdische Geiseln umbrachte, habe die Schusswaffen in Brüssel und Charleroi erworben. Die Kouachi-Brüder, die 12 Menschen in der Redaktion des Magazins Charlie Hebdo umbrachten, haben ihre Waffen von Coulibaly erworben, welcher sie wiederum in der Nähe des Bahnhofs Brüssel-Süd für umgerechnet ca. 3.800 britische Pfund erworben habe. Der Straßenmarkt in Bahnhofsnähe sei als Handelsplatz für Waffen bekannt.

Viele dieser Waffen stammen vermutlich aus dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien. Eine Kalaschnikow, die für mehrere Hundert Euro in Bosnien zu erwerben sei, werde dann für das Zehnfache in Belgien oder den Niederlanden für den Gebrauch im organisierten Verbrechen weiterverkauft. Im 11-Millionen-Staat Belgien werden rund 900.000 Schusswaffen (davon etwa 300.000 unregistriert) vermutet. Der belgische Premierminister Charles Michel erklärte noch am Freitagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter den Vorfall zu einem Terroranschlag, den er verurteile. Michel sprach den Opfern sein Mitgefühl aus.

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