Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Warum die Schiene vom Fernbus profitiert

13.07.15 (Fernverkehr, Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Als der Fernbus eingeführt worden ist, waren eine ganze Reihe von Verbänden aus ideologischen Gründen dagegen. Natürlich wollte das keiner so sagen, stattdessen wurden alle möglichen Argumente vorgeschoben, um somit ein Verbot zu rechtfertigen, damit die Schiene weiterhin vor Wettbewerb geschützt wird. So hieß es z.B., dass gerade der Fernverkehr bedroht sei. Viele Linien seien „eben so“ rentabel für die Deutsche Bahn, ihnen allen würde eine Einstellung drohen.

Nunja. Die Abschaffung des InterRegio und die erhebliche Ausdünnung des InterCity unter Mehdorn ist bereits Jahre vor der Fernbusnovelle passiert. Auch die Versuche der Deutschen Bahn, den SPFV aus Regionalisierungsgeldern alimentieren zu lassen, waren bereits vorher erkennbar. Es hätte da bereits einleuchten können, dass die Eigenwirtschaftlichkeit im SPFV grundsätzlich nicht funktioniert. Auch die Initiative Deutschlandtakt kommt gerade aus diesem Grund nicht mehr weiter, weil diese Erkenntnis dort entweder fehlt oder bewusst nicht ausgesprochen wird.

Die Fahrgastrechte, die von vielen Akteuren im Eisenbahnwesen jahrelang mit dem Argument abgelehnt worden sind, dass das Risiko für die Betreiber dann unkalkulierbar würde, sind so eine Sache. Wer mit einem Länderticket etwa von Minden nach Düsseldorf, Aachen nach Siegen oder von Bremen nach Hamburg fährt, der geht im Verspätungsfall leer aus, weil er ein „erheblich verbilligtes“ Ticket besitzt. Dabei ist genau das die Preiskategorie, in der der Fernbus unterwegs ist. Das gilt auch für die neu eingeführten InterRegio-Express-Züge. Was? Der ist wieder da? Ja, in der Tat, zumindest auf einzelnen Relationen gibt es wieder IRE-Leistungen, die Jahre zuvor als direkte Konkurrenz für den Fernbus abgeschafft worden sind. A

uf einmal ist die Schiene eben nicht mehr nur ICE 1. Klasse, da die preissensitive Kundschaft zurück kommt. Wer vielleicht vorher über eine Mitfahrzentrale gereist ist (hier ist der Fernbus durchaus ein großer Konkurrent), der nimmt vielleicht jetzt den IRE oder tatsächlich den Fernbus. Der Fernbus hat als Vorteil, mobiles Internet an Bord zu haben. Darauf reagiert auch die Bahn und zwar nicht nur damit, dass jedermann mit seinem eigenen mobilen Endgerät (für eine halbe Stunde am Tag) am Bahnhof online gehen kann; auch im Zug ist auf einmal eine Aktivität zu erkennen, die noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wäre. Dabei hieß es doch immer, Internet im Zug, das sei physikalisch und technisch alles gar nicht möglich.

Aber die allgemeine Erfahrung, dass die Naturgesetze sich für Unternehmen ändern, die nicht mehr durch ein Monopol geschützt, sondern höherem Marktdruck ausgesetzt sind, zeigt sich auch hier. Der Fernbus hat durch die neue Konkurrenzsituation dazu geführt, dass die Eisenbahn besser wird – nicht monopolistischer. Bei aller Diskussion über Busmaut und Finanzierungsgerechtigkeit: Auf der Schiene hat der Wettbewerb funktioniert und zwischen Schiene und Straße sorgt er ebenfalls für Verbesserungen. Die Zeiten einer multipel protegierten Staatseisenbahn sind im Interesse der Fahrgäste und Steuerzahler zum Glück vorbei.

Siehe auch: Focus Money lobt Fernbusliberalisierung

Kommentare sind geschlossen.