Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Vorgänger des Adler kommt nach Nürnberg

31.07.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Die erste deutsche Eisenbahnstrecke eröffnete 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Doch es war keinesfalls der erste Versuch, schienengebundenen Verkehr zu etablieren. Pferdebahnen auf Schienen gab es schon lange vorher, aber auch selbstfahrende Maschinen nach britischem Vorbild wurden oftmals konstruiert, auch wenn es dann, aus unterschiedlichen Gründen, nicht geklappt hat. Eines davon war die Geislauterner Eisenbahn.

Preußische Ingenieure hatten rund zwei Jahrzehnte vor dem „Adler“ nach dem Vorbild englischer Maschinen eine Dampflokomotive gebaut. Sie sollte Kohlenwagen von einem Bergwerk nahe Saarbrücken zweieinhalb Kilometer nach Luisenthal an der Saar ziehen. Dort sollte die Kohle auf Schiffe verladen werden. Das Projekt scheiterte: Der Dampfwagen funktionierte auch nach jahrelangen Versuchen nicht, wurde abgestellt und 1834, ein Jahr vor Eröffnung der Nürnberg-Fürther Eisenbahn, endgültig ausrangiert. Vorherige Verkaufsversuche scheiterten. Selbst die Nürnberg-Fürther Eisenbahngründer, die zu dieser Zeit im gesamten Deutschen Bund auf der Suche nach einer Dampflokomotive für ihre Strecke waren, nahmen keinerlei Notiz von ihm. Nun kann der Dampfwagen auf eine späte Karriere hoffen. Ab Montag wird er im Schaudepot des DB Museums ausgestellt – neben der Replik des Cugnotschen Dampfwagen von 1769 – ebenfalls von einem glücklosen Dampf-Pionier.

Vier Völklinger, die als „Mythenjäger“ unter dem Dach der örtlichen Volkshochschule die Geschichte ihrer Region erforschen, haben den Geislauterner Dampfwagen nach den noch vorhandenen Originalplänen rekonstruiert. Mit Materialien aus dem Baumarkt schufen sie ein Modell in Originalgröße, das sich nicht nur bewegt, sondern auch dampfen kann – freilich nur mit „falschem“ Dampf. Museumsdirektorin Russalka Nikolov zeigt sich glücklich über die Übersiedelung der saarländischen Maschine: „Derartige Objekte verdienen, trotz ihrer Erfolglosigkeit, eine museale Präsentation. Sie zeigen den mühsamen Weg des Experimentierens, der Erfahrung, des „Trial and Error“, bis eine Technologie reif für die Praxis ist“.

Kommentare sind geschlossen.