Konzernumbau beginnt
30.07.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Die Deutsche Bahn hat ihre ersten Pläne zum Konzernumbau offiziell vorgestellt. Zunächst ist dabei noch keine Rede vom Verkauf ganzer Unternehmensteile, wie etwa DB Schenker oder den Auslandsaktivitäten bei Arriva. Das ist jedoch für die Zukunft möglich. Im Moment verkleinert sich der Vorstand von aktuell acht auf sechs Personen, wobei Ronald Pofalla, der erst jüngst aus der Politik zur Bahn kam, aufrückt und vermutlich in einigen Jahren Rüdiger Grube beerben wird.
Das Ressort Technik wird aufgeteilt. Ein Teil, die Bereiche Technik, Systemtechnik sowie das Sicherheits- und Qualitätsmanagement, wird der Infrastruktur zugeordnet und steht unter der Leitung von Volker Kefer, der auch zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt wird. Die Bereiche Beschaffung und IT (CIO) gehen ins Finanzressort über. Ebenfalls erweitert wird das Ressort Personenverkehr und zwar zum Vorstandsressort „Verkehr und Transport“.
Unter Leitung des bisherigen Vorstandsvorsitzenden der DB Fernverkehr AG, Berthold Huber, wird dem bisherigen Ressort die DB Schenker Rail AG hinzugefügt. Die durchaus problematischen Felder DB Arriva und DB Schenker Logistics unterstehen dem Finanzressort, wobei man sich explizit die Option offen hält, die Unternehmen ganz oder teilweise zu veräußern. Vorentscheidungen darüber sollen bis zur regulären Aufsichtsratssitzung am 16. Dezember fallen, bis dahin soll es auch Konzepte über die Umsetzung geben, die dem Aufsichtsrat dann vorgelegt werden. Im neu geschaffenen Ressort „Wirtschaft, Recht und Regulierung“ werden die Abteilungen Compliance, Recht und Sicherheit mit den Bereichen „Nationale und internationale Beziehungen“ zusammengelegt.
Zuständig dafür ist ab 1. August der neue Vorstand Ronald Pofalla, bisher Generalbevollmächtigter. Aufgelöst werden soll zudem die Doppelstruktur zwischen DB AG und DB ML AG, die seinerzeit für den Börsengang geschaffen worden sind. Ziel war es damals, die Privatisierung unter Mehdorn zu vollziehen, allerdings ohne Eisenbahnnetz. Das sollte in staatlicher Hand bleiben, sodass nur die DB ML AG an die Börse gegangen wäre. Nachdem das Thema bis auf Weiteres vom Tisch ist, braucht man auch diese Doppelstrukturen nicht mehr. Das jedoch ruft schwere Kritik aus Kreisen der Wettbewerber hervor.
Der Verband Mofair warnt davor, dass ein gemeinsamer Vorstand für Transport- und Infrastrukturgesellschaften die Marktprobleme der DB AG nicht lösen würde, aber dafür sorge, dass Deutschland sich vom Leitbild Europäischer Eisenbahnpolitik entferne, die eine Trennung zwischen beiden Teilen vorsieht. Die Marktprobleme gerade im Personenverkehr haben Ulrich Homburg wohl den Job gekostet. Er wird den Vorstand verlassen. Weder auf das Abellio-Urteil noch auf die Probleme durch die Fernbusliberalisierung fand die Bahn unter seiner Ägide eine passende Antwort. Wie bereits bekannt, verlässt auch Heike Hanagarth nach nur eineinhalb Jahren den Vorstand wieder. Karl-Friedrich Rausch und Gerd Becht gehen vorzeitig in den Ruhestand.
Homburg wird noch einmal explizit für das neue Fernverkehrskonzept gelobt, das tatsächlich bereits von Pofalla erdacht worden sein soll. Unter Homburg wurden jedoch erstmals Regionalisierungsgelder rechtswidrigerweise für den Fernverkehr akquiriert, und zwar von Bremen an die Nordsee. Es handelt sich um direkt vergebene Eisenbahnleistungen und darüber hinaus eine Zweckentfremdung von Regionalisierungsgeldern, gegen die bislang noch niemand geklagt hat. Pofalla schrieb dieses Konzept fort: Man will auch ohne Geld vom Aufgabenträger mehr InterCity-Leistungen fahren. Aber: Natürlich nur, wenn die Aufgabenträger im Gegenzug schnelle RE- und IRE-Verkehre abbestellen.
Dann haben sie die Landesverkehrsminister in der Hand: Die Anerkennung von Nahverkehrsfahrscheinen gibt es nur gegen Geld vom Aufgabenträger. Zwar will man das Konzept auch dann umsetzen, wenn kein Geld fließt, jedoch ist man in einer komfortablen Situation, sobald der Regionalexpress einmal abbestellt wurde. Wenn der InterCity dann plötzlich unwirtschaftlich ist und eingestellt werden muss, bleibt dem Aufgabenträger nichts anderes übrig als doch Geld zu zahlen – ein System, das funktionieren wird, bis jemand klagt. Pofalla ist es, anders als Homburg, gelungen, hier eine Gegenstrategie zum Wegfall des Direktvergabemarktes zu erarbeiten. Es scheint also Bewegung ins Unternehmen zu kommen und die Bahn versucht auf Marktentwicklungen zu reagieren.
Siehe auch: Der Marktdruck senkt Kosten