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Der Marktdruck senkt Kosten

30.07.15 (Allgemein, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn muss Kosten senken, weil man aufgrund der angespannten Marktlage ein Einnahmeproblem hat: Der seit dem Abellio-Urteil größtenteils ausgetrocknete Direktvergabemarkt fehlt, eine strikte Regulierung im Eisenbahnwesen verhindert, dass ungeniert Netzgewinne in die Konzernkassen fließen und insgesamt hat man eine Situation, in der man wirtschaftlicher werden muss. Das ist erfreulich und dass die Bahn dabei in der Vorstandsetage anfängt, ist vielleicht mehr als nur ein Zeichen.

Es wird Zeit, das Unternehmen Deutsche Bahn so umzubauen, dass es am Markt bestehen kann. Auch ohne Direktvergaben, ohne Gewinne mit geschenkten Zügen und ohne alles mögliche. Erinnert sei in diesem Zusammenhang noch einmal an die RRX-Ausschreibung in Nordrhein-Westfalen, wo DB Regio (entgegen eigenen Behauptungen) nicht daran gescheitert ist, dass der einzelne Triebfahrzeugführer oder Fahrscheinkontrolleur zu viel Geld verdient, sondern dass die Verwaltungskosten insgesamt exorbitant hoch sind. Jeder, der irgendwo am Schreibtisch sitzt, kostet Geld, das an anderer Stelle erwirtschaftet werden muss. Das ist aber aufgrund gesunkener Gewinnmargen im Markt nicht mehr so ohne Weiteres möglich.

Deswegen steht die Deutsche Bahn unter Marktdruck und muss jetzt handeln. Dazu gehört auch, dass man den Vorstand nicht nur verkleinert, sondern umbaut. Mit Ulrich Homburg verlässt der letzte Mehdorn-Mann die Deutsche Bahn und wenn man sich mal seine Bilanz als Personenverkehrsvorstand ansieht, weiß man auch warum: Nicht nur, dass man trotz intensiver Lobbyarbeit weder das Abellio-Urteil verhindern noch eine umkehrende Gesetzesänderung erwirken konnte, sondern die gesamte Thematik Fernbusse wurde komplett vernachlässigt. Erst jetzt reagiert man auf neue Konkurrenz im Niedrigpreissegment.

Und das hat dazu geführt, dass es zwar einen höheren Umsatz, aber eigenen eingebrochenen Gewinn gibt. Der Umsatz stieg um 1,3 Prozent, der Gewinn sankt um vierzig Prozent. Nach einem ernsthaften Plan sieht das nicht aus, eher nach einer Panikreaktion. Das Fernverkehrskonzept geht wohl auf Ronald Pofalla zurück – der zumindest genug politischen Instinkt hat zu erkennen, dass die Landesverkehrsminister sich nicht einfach so die Pistole auf die Brust setzen lassen nach dem Motto „Gib uns Geld, oder wir fahren keinen Fernverkehr mehr“ oder auch „Gib uns eine Direktvergabe oder wir machen hier die Werkstatt zu und stellen den InterCity ein“.

Kurzum: Die negativen Entwicklungen im Personenverkehr auf der Schiene sind ein Lehrbuchbeispiel für unternehmenspolitische Fehlsteuerungen bei der Deutschen Bahn, die dann den verantwortlichen Mann im Vorstand den Job kosten. Pofalla, der wohl als Kronprinz im Konzern gilt, wird überhaupt eine wichtige Rolle spielen. Er weiß, wie man mit Politikern umgehen muss und spätestens jetzt wird auch der letzte Hauch von Mehdorn-Mentalität aus dem Konzern verschwinden. Was das alles bringt, wird man ja sehen. Aber offensichtlich hat man den Reformbedarf erkannt und handelt jetzt, damit sich was tut bei der deutschen Staatseisenbahn.

Siehe auch: Konzernumbau beginnt

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