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BVG AöR zur Hitze in der U-Bahn

13.07.15 (Berlin) Autor:Max Yang

An heißen Sommertagen klettern in den Berliner S- und U-Bahnen die Temperaturen nicht selten auf ein gesundheitsgefährdendes Maß von deutlich über 35°C, wie Messungen unserer Redaktion belegten, die in der vergangenen Ausgabe veröffentlicht wurden. Nun haben sich auch die Berliner Verkehrsbetriebe zu diesem Thema geäußert.

Klimaanlagen seien laut BVG in der U-Bahn nicht sinnvoll, da sie den Traktionsenergiebedarf um 25% erhöhen würden. Da Berliner U-Bahnen nur 5 cm Platz zur Tunneldecke hätten, käme anstelle einer Dachanbringung nur ein platzraubender und gegen Vandalismus zu sichernder Klimaschrank im Fahrgast-raum in Betracht. Eine Klimatisierung wäre auch dadurch erschwert, dass Außen- und Innenstrecken wechseln und die Abluft Tunnelstrecken aufheize. Die modernen Fahrzeuge hätten eine sehr gute Frischluftzufuhr. Doch die „modernen“ Baureihen H und HK stellen nur einen geringen Teil der Flotte (knapp 10% im Klein- und rund 15% im Großprofil).

Vorherrschend sind die Baureihen A3 und F, die einem Nachkriegszeit-Konzept folgen und bis in die 1990er mit geringen Modifikationen gebaut wurden. Die Machbarkeitsstudie von Transport for London (TfL) für eine neue U-Bahn-Kleinprofilflotte („New Tube for London“) von Oktober 2014 beschäftigt sich auch mit Platz- und Energienutzung von Klimaanlagen. London setzt auf Unterfluranlagen, für die Platz da sein wird, wenn komplett von Einzelwagen auf Gelenkzüge umgestellt wird. Es sind neue Hybridkühlsysteme angedacht, die außerhalb von Tunneln vorkühlen und den Kühlungseffekt während der Fahrt auch im Tunnel abgeben, um die Wärmeabgabe in den Tunnel zu reduzieren.

Hinzu kommen Energieeinsparungen durch neue Züge mit regenerativen Bremsen, welche die Wärmeabgabe in den Tunnel ebenfalls reduzieren. Auch neue Stromschienen aus einem leitfähigeren Material und die Installation von Lüftungsanlagen für Bahnsteige sollen das Problem der stickig-warmen Londoner U-Bahnhöfe angehen. Selbst mit einer erheblichen Taktausweitung soll so die Temperatur auf den Bahnsteigen an Sommertagen bei rund 30°C bleiben, die Temperatur im Zug deutlich von ca. 32°C auf 26°C sinken, wobei das Londoner Kleinprofilnetz tiefer gelegen ist und engere Tunnel aufweist als das in Berlin. Nach BVG-Angaben sind aber die Unterbodenbereiche auch bei den neuesten Zügen komplett belegt.

Bezüglich der Energieeffizienz nannte man uns Zahlen bei einer Beladung von 30% und 2-Wagen-Zügen. Die aktuellen IK-Züge (2,75 kwh/km) sind ein Viertel energieffizienter als die ältesten Züge der Kleinprofilbaureihe A3 (3,75 kwh/km). Im Großprofil bestehen zwischen F74 (4,00 kwh) und H (3,63 kwh) immerhin rund 10% Unterschied. Mittelfristig sei keine Klimatisierung geplant. Ob bei einer Erneuerung der Flotte durch neue, energieeffiziente Züge und baulichen Veränderungen an U-Bahnhöfen auch in Berlin genug Spielraum für eine Klimatisierung wäre, ist wohl vor allem eine politische Frage.

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