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SCI: Aktueller Rail Index liegt vor

08.06.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

SCI Verkehr hat in der vergangenen Woche den im zweiten Quartal 2015 aktuellen Rail Index vorgelegt. Die weltweite Stimmung in der Schienenindustrie hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn demnacht leicht verschlechtert. Die derzeitigen Geschäfte laufen noch gut – sowohl der Auftragseingang als auch die aktuelle Geschäftslage werden von den befragten Unternehmensvertretern positiv bewertet.

Für die Zukunft verspürt die Branche jedoch nach wie vor eine große Verunsicherung, die Manager beurteilen die Entwicklung der kommenden sechs Monate zum vierten Mal in Folge negativer. Aktuell steht der Übernahme-Deal zwischen Alstom und dem US-Konzern General Electric kurz vor dem Abschluss. Der kanadische Zughersteller Bombardier macht Schlagzeilen mit der Meldung, dreißig Prozent des Unternehmens an die Börse bringen zu wollen, weil man Geld für die Flugzeugsparte braucht.

All diese Bewegungen am Markt zeigen, dass die Karten derzeit neu gemischt werden. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage durch die befragten Vorstände und leitenden Angestellten ist im Vergleich zum Jahresanfang auf hohem Niveau annähernd gleich geblieben. Nach wie vor ist die Mehrheit der Unternehmen zufrieden mit ihrer derzeitigen Geschäftslage. So wenige Manager wie seit einem Jahr nicht mehr geben an, ihre derzeitige Geschäftslage sei unbefriedigend.

Dies spiegelt sich auch in der Beurteilung des aktuellen Auftragsbestandes wieder: 85 Prozent aller befragten Unternehmen zeigen sich mit ausreichend oder verhältnismäßig gut gefüllten Büchern zufrieden. Der positive Blick auf die aktuelle Geschäftslage wird durch den wichtigen Indikator der Nachfrage nach Produkten und Leistungen gestärkt. Zum einen ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorquartal bei mehr Unternehmen gestiegen, zum anderen ist sie bei weniger Unternehmen gesunken.

Im Saldo blicken zwanzig Prozent der befragen Manager auf eine gestiegene Nachfrage – ein besserer Wert wurde zuletzt nur vor einem Jahr erreicht. Bahn- und Infrastrukturbetreiber investieren zu Beginn des Jahres wieder deutlich – der anstehende Nachholbedarf insbesondere bei der Instandhaltung der Infrastruktur in vielen Ländern lässt hoffen, dass die Nachfrage auch weiterhin positiv bleibt. Trotz der recht positiven Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und Nachfrage ist der Blick der Branche auf die Zukunft stark getrübt. Nur noch zehn Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine günstigere Entwicklung im zweiten Halbjahr 2015.

Die überwiegende Mehrheit geht von einer Stagnation ihres Geschäftes in 2015 aus. Der Saldo ist zu vierten Mal in Folge gesunken und erreicht null Prozent – der niedrigste Stand seit Ende 2012. Die Verunsicherung zur künftigen Geschäftsentwicklung liegt insbesondere an derzeitigen Entwicklungen im Markt. Durch den Zusammenschluss von CNR und CSR ist ein neuer Player entstanden, welcher auf die Märkte außerhalb Chinas drängt und das Geschäft der übrigen Big Player bedroht. Die Deutsche Bahn AG hatte erst letzte Woche öffentlich angekündigt, dass man nach der Eröffnung eines Einkaufsbüros in China künftig noch mehr Komponenten und in absehbarer Zukunft vielleicht sogar ganze Züge von dort nach Europa importieren will.

Bereits in den vergangenen Jahren sind mit Solaris und Škoda zwei Akteure aus dem Bereich des ehemaligen Warschauer Paktes in den Schienenmarkt in West- und Mitteleuropa eingetreten, in Bayern wird DB Regio nächstes Jahr erstmals Fahrzeuge aus tschechischer Produktion einsetzen. Bombardier erwägt einen Börsengang seiner Transportsparte noch in diesem Jahr, um seine angeschlagene Flugzeugsparte zu sanieren. Die Karten in der Bahnbranche werden derzeit neu gemischt und erst die Zukunft wird zeigen, wer zu den Gewinnern oder Verlierer dieser Entwicklung gehört. Die Bahnbranche blickt daher auf unsichere Zeiten.

SCI Verkehr hat zusätzlich um die Beurteilung der größten Herausforderungen für die Jahre 2015 und 2016 gebeten. Über die Hälfte der Teilnehmer an der Studie sehen die Erschließung neuer (geographischer) Märkte sowie die Optimierung von Prozessen als wichtigste Themen der kommenden zwei Jahre. Ein wichtiger Punkt ist dabei seit einiger Zeit das Wartungs- und Instandhaltungsgeschäft für vorhandene Eisenbahnfahrzeuge. Zusammenschlüsse und Verkäufe, die Diversifizierung des Produktportfolios sowie der Umgang mit Zulassungen und Zertifizierungen durch die Behörden stehen ebenso auf der Agenda der Unternehmen.

Siehe auch: Oligopole aufbrechen

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