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Qualität und Vergleichbarkeit

25.06.15 (Kommentar, NWL) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Freistaat Bayern gibt es seit Jahren ein Qualitätsranking, indem die Eisenbahnverkehrsunternehmen aufgeführt und miteinander verglichen werden. Aufgrund der besseren Differenzierung wird noch einmal nach Ausschreibungsnetzen sortiert, denn es ist ja durchaus möglich, dass Schienen-Schultz im Netz A (aus welchen Gründen auch immer) bessere Leistungen erbringt als im Netz B.

Auch darüber ist zu reden: Welche Ursachen hat das und wie kann man gegensteuern. Aus mehreren Netzen eines Betreibers einen durchschnittlichen Wert zu errechnen reicht nicht, wenn auf einer bestimmten Problemlinie regelmäßig schwer verschmutzte Fahrzeuge unterwegs sind. Das lässt sich nicht mit guten Leistungen ganz woanders einfach so kompensieren. Jetzt hat der nordrhein-westfälische Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe erstmals ein ähnliches Ranking erstellt. Und ja, trotz unterschiedlicher Rahmenbedingungen ist es richtig, die Qualität der Netze miteinander zu vergleichen.

Natürlich sind Fahrzeuge auf Linien, die durch Gebiete fahren, die heute nicht mehr sozialer Brennpunkt, sondern Stadtbezirk mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf genannt werden, anfälliger für Vandalismusschäden als solche, die auf anderen Strecken unterwegs sind. Dennoch ist es für einen guten SPNV legitim und notwendig, Benchmarks zu setzen und sich die Netze anzugucken. Im konkreten Fall sieht man, dass Abellio der große Gewinner des Rankings ist! An erster Stelle steht die Abellio Rail NRW GmbH und an zweiter Stelle die Westfalenbahn GmbH, an der Abellio ebenfalls beteiligt ist.

Gerade vor dem Hintergrund der anstehenden Betriebsaufnahmen im Elektronetz Niederrhein sowie beim Rhein-Ruhr-Express zeigt das, dass ein zuverlässiger und guter Akteur im Markt unterwegs ist und sein Netz erweitert. Natürlich gibt es Faktoren, auf die das Eisenbahnverkehrsunternehmen keinen Einfluss hat, etwa Probleme in Infrastrukturbereich oder betriebliche Wechselwirkungen auf stark belasteten Strecken. Aber es ist Sache des Aufgabenträgers auch hier den Finger in die Wunde zu legen und Probleme anzusprechen: Wenn die Betriebsstabilität nicht hoch genug ist, weil Langsamfahrstellen den Fahrplan immer wieder kaputthauen, ist es wichtig, darauf hinzuweisen.

Wirkungsvoller wäre es hier, wenn der Aufgabenträger dem Infrastrukturbetreiber gegenüber einen eigenen Rechtsstand hätte, aber die regelmäßige Erhebung von Problemen auch in diesem Sektor sind die Grundlagen für die politische Argumentation in Zukunft. Die Müngstener Brücke, ein Fall außerhalb des NWL, ist sicher ein Extrembeispiel, aber wenn die Herrschaften von DB Netz den Aufgabenträger, in diesem Fall den VRR, über Jahre hinweg anlügen können ohne dass etwas passiert, dann stimmt was nicht. Die Qualität muss daher auch infrastrukturseitig erhoben werden und auch hier muss der Aufgabenträger etwas unternehmen können. Dessen Einfluss muss bis hin zum Recht auf für den Infrastrukturbetreiber kostenpflichtigen Ersatzvornahme gehen. Denn Qualität und Leistung müssen stimmen, das gilt sowohl für das Rollmaterial als auch für Schieneninfrastruktur.

Siehe auch: NWL legt Qualitätsbericht vor

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