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NWL legt Qualitätsbericht vor

25.06.15 (NWL) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) aus Nordrhein-Westfalen hat seinen Qualitätsbericht inklusive einem Ranking der im Verbundraum aktiven Eisenbahnverkehrsunternehmen vorgelegt. Es stützt sich auf die üblichen Kriterien wie Pünktlichkeit, Ausfälle und Zustand der Fahrzeuge. Dabei hat sich einmal mehr gezeigt, dass die Broken-Window-Theorie auch im SPNV gilt: Fahrzeuge, in denen Vandalismusschäden relativ schnell entfernt werden, sind weniger anfällig als solche, die oft über Tage oder gar Wochen mit Schmierereien durch die Gegend fahren.

Da die Beseitigung solcher Schäden teilweise sehr kostenintensiv ist, muss es in den Verkehrsverträgen Mechanismen geben, die ein ökonomisches Eigeninteresse an hoher Qualität sicherstellen. Die Fahrt mit verschmutzten oder beschädigten Fahrzeugen wird pönalisiert und der Aufgabenträger streicht dem Verkehrsunternehmen Geld. Unabhängig vom Interesse an hoher Qualität ist es daher auch notwendig, sicherzustellen, dass die Nichtbeseitigung von Defekten teurer als die Beseitigung.

Ganz oben steht Abellio: Die Abellio Rail NRW GmbH belegt den ersten Platz und ist das beste Verkehrsunternehmen im NWL. Verbandsvorsteher Christian Manz: „Abellio Rail NRW konnte sich hier mit Abstand zu den anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen durchsetzen und steht damit stellvertretend für den Erfolg des Wettbewerbs im Schienenpersonennahverkehr in Westfalen-Lippe.“ Abellio ist seit Dezember 2007 im NWL unterwegs.

Auf der Linie RE 16 fuhren damals bereits relativ neue Elektrotriebzüge, DB Regio hatte Fahrzeuge der Baureihe ET 426 in Doppeltraktion eingesetzt. Auf der Linie RB 91 jedoch hat Abellio mit neuen Zügen stark veraltete Silberlinge aus den Beständen der alten Bundesbahn ersetzt. Mit der Neuvergabe ging somit auch ein erheblicher Qualitätssprung einher – der im Falle von Abellio auch von langfristiger Natur ist, wie nicht nur die Fahrgastbefragungen, sondern auch jetzt das NWL-Ranking zeigen.

Abellio ist dabei der große Gewinner, denn auf dem zweiten Platz steht die Westfalenbahn GmbH, an der das Unternehmen ebenfalls beteiligt ist. Den dritten Platz belegt die Nordwestbahn aus Osnabrück.

Während sich die Pünktlichkeit mit 87,6 Prozent trotz anspruchsvollen Betriebshalten konnte, ist erstmals seit Beginn der Datenerfassung Datenerfassung durch den Qualitätsbericht eine deutliche Verschlechterung bei der Ausfallquote eingetreten. Die an mehreren Tagen in den Monaten September bis November durchgeführten Streiks der GDL haben die durchschnittlichen Ausfallquoten auf Linien der DB Regio AG zwischen ein und zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr ansteigen lassen. Insgesamt liegt die Ausfallquote über alle EVU mit 1,17 Prozent rund 0,5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert; und dies, obwohl das Jahr 2013 stärker von Unwettern geprägt war als das Jahr 2014.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 konnten zwei neue Wettbewerbsnetze ihren Betrieb aufnehmen. Auf der Grundlage einer regulären Ausschreibung hat der Altbetreiber DB Regio die Folgevergabe der Rhein-Haard-Achse für sich entscheiden können. Während die Doppeldeckerzüge auf der Linie RE 2 modernisiert wurden, gibt es für die Linie RE 42 neue Fahrzeuge. Diese wird ab 2016 bis Mönchengladbach verlängert, so dass es aus der früheren Provinzialhauptstadt Münster dann direkte Anbindungen an den linken Niederrhein geben wird. Diese war mit dem neuen RE-Konzept im Dezember 2010 zugunsten der neuen Linie RE 2 zwischen Münster und Düsseldorf weggefallen.

Ebenfalls zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2014 startete das neue 3LänderBahn-Netz mit einem Übergangskonzept, welches nun von der Hessischen Landesbahn betrieben wird. Dort gibt es allerdings für das laufende Fahrplanjahr noch teilweise gemietete Fahrzeuge. Erst im Dezember kommen neue oder neuwertige, d.h. überarbeitete Fahrzeuge zum Einsatz.

Ein weiterer Punkt ist der Infrastrukturzustand. Im Jahresmittel gab es 26 Langsamfahrstellen mit 15,8 Kilometern Länge. Gemessen am gesamten SPNV-Netz im NWL sind das ein Prozent. Der durchschnittliche Wert lag im Jahr 2013 noch bei 20,3 Kilometern Langsamfahrstellen, wodurch sich eine Verbesserung ergeben hat. Wenn langfristige La-Stellen bei der Fahrplanerstellung berücksichtigt werden, gelten sie nicht mehr als solche. Die Infrastrukturqualität ist dann zwar gesunken, jedoch wird dies nicht mehr statistisch erfasst. Der gesamte Bericht steht im Internet zum Download bereit.

Siehe auch: Qualität und Vergleichbarkeit

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