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NRW: Aktuelle Qualitätsberichte liegen vor

29.06.15 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

In Nordrhein-Westfalen sind die aktuellen Qualitätsberichte im SPNV veröffentlicht worden. Demnach gibt es noch immer erhebliches Verbesserungspotential, im Vergleich zu den Vorjahren hat sich jedoch auch einiges zum Positiven gewandelt. Gerade im Rheinland hakt es aufgrund der chronischen Überbelegung im Kölner Hauptbahnhof noch immer. Oft strahlen betriebliche Probleme bis weit in die Region hinein und kommen einige Stunden später wie ein Bumerang zurück.

Mit einer durchschnittlichen Verspätung von 1,3 Minuten pro Fahrt sind die S-Bahnen die pünktlichsten Verkehrsmittel auf der Schiene. Die Regionalbahn-Linien schneiden mit 2,2 Minuten bereits deutlich schlechter ab und das Schlusslicht bilden auch diesmal die Regionalexpress-Linien mit einer durchschnittlichen Verspätung von 2,7 Minuten pro Fahrt. Die Pünktlichkeit hat sich insgesamt gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Ursachen sind die Folgen des Unwetters „Ela“ zu Pfingsten 2014 sowie die Probleme bei der Einführung des Kölner Dieselnetzes.

Insbesondere die Linien RE 1 (3,85 Minuten durchschnittliche Verspätung pro Fahrt) und RE 5 (4,55 Minuten) weisen ein schlechtes Pünktlichkeitsniveau auf – hier wird eine höhere Zuverlässigkeit wohl erst mit der Betriebsaufnahme von Abellio und National Express erreicht, denn die neuen Züge verfügen über eine bessere Spurtstärke und können Verspätungen daher einfacher wieder rausfahren als die aktuellen lokbespannten Fahrzeuge. Besonders zuverlässig ist die Linie RE 9 (Rhein-Sieg-Express), vor allem nach dem Wegfall einer Langsamfahrstelle. Die Linie leidet seit Einführung der neuen Fahrzeuge vom Typ E-Talent 2 massiv an Unterkapazitäten.

Der Aufgabenträger NVR plant hier jedoch gemeinsam mit DB Regio die Rückumwandlung des Rollmaterials und künftig wieder Doppeldeckerwaggons einzusetzen. Außerdem wurden bei DB Regio teilweise parallel laufende S-Bahnen bestellt, um für Entlastung zu sorgen. Der NVR legt den SPNV-Qualitätsbericht seit einigen Jahren auf. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Aufgabenträgers: „Mit Blick jeweils auf das vorangegangene Jahr nehmen wir die Stärken und Schwächen des Nahverkehrs auf der Schiene unter die Lupe. Wir möchten damit einen Anstoß für Optimierungen geben, die an vielen Stellen noch notwendig sind, und so zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit beitragen. Die Ergebnisse des Berichtes fließen direkt in die Qualitätsarbeitskreise mit den Eisenbahnunternehmen ein – mit dem Ziel, konkrete Verbesserungen zeitnah umzusetzen.“

Fast zeitgleich haben die Kollegen aus dem Raum Westfalen-Lippe den Qualitätsbericht für die landesweite Situation publiziert. NWL-Verbandsvorsteher Christian Manz: „Der Bericht zeigt wie schon in den Vorjahren die Heterogenität des Zugverkehrs in Nordrhein-Westfalen. Äußerst zuverlässig betriebene Linien gehören ebenso zum Bild des SPNV wie Linien mit erheblichem Verbesserungspotenzial. Allerdings sind es insbesondere die bedeutenden Regional-Express-Linien mit hohen Fahrgastaufkommen, welche sich wie schon in den Vorjahren besonders verspätungsanfällig zeigten.“ Mit insgesamt 57 betriebenen Linien im nordrhein-westfälischen Nahverkehr ist DB Regio weiterhin der Marktführer mit einem Anteil von insgesamt rund siebzig Prozent.

Im Jahr 2014 haben zwei wesentliche Ereignisse dazu geführt, dass die Quote der ausgefallen Züge so hoch war wie lange nicht mehr: Zum einen störte das Pfingstunwetter mit Sturm Ela massiv über mehrere Tage den Bahnverkehr in NRW unternehmensübergreifend. Darüber hinaus haben die Streikphasen der GDL im Herbst den Betrieb insbesondere bei DB Regio beeinträchtigt. Mit der Vergabe der RRX-Linien wird der Marktanteil von DB Regio jedoch noch im laufenden Jahrzehnt auf unter fünfzig Prozent sinken. Weil für Dezember 2019 mit der gesamten S-Bahn das nächste große Ausschreibungsnetz ansteht, ist es möglich, dass der Anteil sogar auf gut dreißig Prozent fallen könnte.

Beispiel RE-Netz: Im Ruhrgebiet wird DB Regio künftig nur noch die Linien RE 2 und RE 42, also die Rhein-Haard-Achse, fahren. Im Süden Nordrhein-Westfalens bleiben die Linien RE 9 und RE 12, jedoch kommt der Markt insgesamt in einen eingeschwungenen Zustand, sodass es keinen großen Branchenprimus mehr geben wird. Mit DB Regio, Abellio, National Express, Westfalenbahn, Keolis und Transdev ist die Betreiberlandschaft sehr heterogen, sodass der Markt zwischen Rhein und Weser für Betreiber sehr interessant ist. Ein Erstellermangel kann nicht festgestellt werden.

Siehe auch: Erfolge marktwirtschaftlicher Politik

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