Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Neuer Tarif im Großraum München geplant

26.06.15 (Bayern, München) Autor:Max Yang

Obwohl der Tarif des Münchener Verkehrsverbundes (MVV) in Oberbayern bis weit über die Stadtgrenzen der Landeshauptstadt hinausgeht, existieren in der Region weitere Tarif- und Verkehrsverbünde, die die Fahrt nach und von München erschweren. Um dem Abhilfe zu schaffen, soll ein verbundübergreifender Tarif geschaffen werden, der die einzelnen Verbünde nicht ersetzt, sondern ergänzt.

Darin unterscheidet sich die Metropolregion München von anderen Regionen in Deutschland. In Berlin etwa gilt der VBB-Tarif im gesamten Land Brandenburg, auch in Hamburg gilt der HVV-Tarif bis weit nach Niedersachsen und Schleswig-Holstein hinein. Von Köln aus gibt es zwischen VRS- und VRR-Tarif schon seit vielen Jahren den sogenannten „Grenzverkehr“, der die Fahrt z.B. zwischen Köln und Düsseldorf ebenfalls innerhalb eines Tarifes ermöglicht. Das soll auch Vorbild für München sein.

Vor dem Hintergrund eines ausgebauten S-Bahnnetzes und weiteren Strecken im ÖPNV soll es ein flächendeckendes Tarifsystem geben: München wächst und gerade die Nachbarstädte profitieren. Es kann nicht jeder am Marienplatz wohnen, aber wer eine Wohnung außerhalb bezieht, muss weitere Strecken pendeln. Ein hierzu im Auftrag des Europäischen Metropolregion München e.V. (EMM) und seiner Mitglieder erstelltes Gutachten bestätigt nun die grundsätzliche Machbarkeit. Die Mitgliederversammlung des EMM e.V. beschloss, das Ziel eines durchgängigen ÖPNV-Tarifs für die Metropolregion gemeinsam weiterzuverfolgen. Die Gutachter von civity Management Consultants und Intraplan Consult empfehlen, einen so genannten „Dachtarif“ einzuführen. Hierbei würden die heute existierenden Verbünde und Tarifgemeinschaften innerhalb der Metropolregion bestehen bleiben. Als „Dach“ würde ein ergänzendes Tarifangebot für die gesamte Region eingeführt, das es den Kunden ermöglicht, eine beliebige Reise innerhalb der Metropolregion mit nur einem Ticket durchzuführen. Das Lösen mehrerer Fahrkarten wäre dann nicht mehr erforderlich („Eine Reise, ein Ticket“).

Gleichzeitig wäre dieses Modell in einem relativ kurzen Zeitraum von wenigen Jahren umsetzbar, wie erfolgreiche Beispiele in anderen Regionen Deutschlands zeigen. Auch könnten größere Einschnitte für die Fahrgäste und erhebliche Mehrkosten für die Aufgabenträger vermieden werden. Mit einem Dachtarif würde aber der Weg zu einem Vollverbund für die gesamte Region nicht verschlossen, eine allmähliche Integration der Räume in den Tarif bliebe möglich – wäre aber kein Naturgesetz, sodass hierüber eine Entscheidung auch Jahre ohne Jahrzehnte später noch getroffen werden kann. Zunächst jedoch stellt der EMM e.V. gemeinsam mit seinen Mitgliedsinstitutionen organisatorische Strukturen und Ressourcen zu Verfügung, um in einer Grobkonzeptphase die Ausgestaltung eines derartigen Dachtarifs unter Einbindung der beteiligten ÖPNV-Akteure zu konkretisieren und eine entscheidungsfähige Organisationsstruktur vorzubereiten.

Kommentare sind geschlossen.