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DB AG treibt Digitalisierung voran

11.06.15 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn treibt die Digitalisierung im allgemeinen Eisenbahnverkehr weiter voran. Für den DB-Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Grube ist das die größte Umstellung seit der Eisenbahnreform und Unternehmensgründung im Jahr 1994. „Wir nehmen diese weltweite Herausforderung an und wir treiben sie in unserem Unternehmen aktiv voran. Wir stellen uns dem Wettbewerb, denn wir wollen Treiber sein und nicht Getriebener!“

Die DB wolle bei aktuellen Trends und Entwicklungen die Nase vorn haben: „Nicht Facebook oder WhatsApp, sondern der DB-Navigator war gleich zum Start auf der Apple Watch verfügbar“, nannte Grube ein aktuelles Beispiel. „Es gibt bei der Deutschen Bahn so gut wie keinen Bereich, der sich derzeit nicht mit der Digitalisierung beschäftigt. Insgesamt arbeiten wir an mehr als 150 Projekten, vom Personen- über den Güterverkehr und die Logistik bis hin zur Infrastruktur, der Produktion und unserer IT. Mit all diesen Initiativen verfolgen wir das übergeordnete Ziel, die Angebote der Deutschen Bahn noch attraktiver zu machen und unsere Prozesse noch effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Wir wollen unsere Kunden noch besser informieren und einfacher und komfortabler ans Ziel bringen.“

Gerade nachdem das Handyticket Deutschland am Markt erkennbar gescheitert ist, versucht die Deutsche Bahn, den gesamten öffentlichen Verkehr bei Vermarktung und Vertrieb unter ihrem Konzerndach zu vereinigen und dabei Geschäftsfelder abseits der klassischen Eisenbahnfahrt zu erschließen. Der DB Navigator, eine der beliebtesten Apps in Deutschland, bekommt noch im Juni einen Relaunch mit neuer Optik und neuen Funktionen, kündigte Grube an. So wird die Reiseauskunft künftig mit einer Karte visualisiert, in der auch gleich Mietfahrräder und Carsharing-Angebote der DB zu finden sind – welche jüngst eine strukturelle Kooperation mit Daimler-Benz gestartet haben. Damit gehören auch die Angebote von Moovel oder Car2Go fest dazu.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) begrüßt den vom Konzern eingeschlagenen Weg: „Die Bahn kann das Verkehrsmittel des digitalen Zeitalters werden. Wir brauchen eine Modernisierungsoffensive, um dieses Potenzial voll auszuschöpfen. Ich begrüße die Initiative der Deutschen Bahn. Das Ziel muss sein: kostenloses WLAN nicht nur in der 1. Klasse der ICE, sondern in allen Klassen, im Regionalverkehr und in den Bahnhöfen.“

Gerade das Thema WLAN ist seit einiger Zeit wieder verstärkt auf der Agenda: Nachdem es jahrelang hieß, es sei unfinanzierbar oder gar technisch nicht durchführbar ist inzwischen ein Umdenken zu erkennen: Natürlich ohne jeden Wirkungszusammenhang mit der Fernbusliberalisierung strebt man nun das an, was im Bus längst die Regel ist: Nämlich die mobile Internetnutzung zu vereinfachen.

Grube skizzierte auch bereits den nächsten Schritt für die Weiterentwicklung des DB Navigators: „Wir wollen den Kunden künftig im wahrsten Sinne des Wortes im Bahnhof an die Hand nehmen und ihn über die App durch den Bahnhof bis zum Gleis und zum reservierten Sitzplatz im Zug lenken und begleiten.“ Zwar müssten zuvor noch Anlagen in den Bahnhöfen digital umgerüstet werden, aber man sei fest entschlossen, solche kundenfreundlichen Entwicklungen so schnell wie möglich umzusetzen.

Diese und weitere Verbesserungen laufen bei der Bahn im Rahmen der Initiative Mobilität 4.0. Grube nannte als weitere Beispiele den Start eines digitalen ICE-Portals im Herbst: „Mit diesem Info- und Unterhaltungsangebot für Smartphones und Tablets machen wir das Reisen im ICE noch attraktiver für unsere Kunden.“ Vor allem aber ist es ein System, das sich auch als Vertriebskanal für Züge nutzen lässt, die die DB AG nicht selbst fährt oder etwa zum Verkauf an Verkehrsverbünde. Die Deutsche Bahn diversifiziert ihr Geschäft.

Großes Lob kommt dabei von den Grünen im Bundestag. Deren eisenbahnpolitischer Sprecher Matthias Gastel zeigte sich erfreut: „Ich begrüße es sehr, dass die DB verstärkt die gesamte Reisekette ihrer Fahrgäste in den Blick nimmt und mögliche Reiseverläufe inklusive Fernbusse, Carsharing und Leihfahrrädern erstellt. Was aber fehlt ist eine bessere Vertaktung von Zügen und die Anschlusssicherung beim Umstieg von Zug zu Zug. Die Digitalisierung muss einen wesentlichen Beitrag zur Verlässlichkeit und Pünktlichkeit der Bahn leisten.“ Er forderte aber gerade im Bereich Internetnutzung dazu auf, den Worten Taten folgen zu lassen. Zuletzt haben sich die Ankündigungen zum Ausbau nicht bewahrheitet.

Siehe auch: Das Smartphone als Eintrittskarte

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