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Arriva expandiert in den Niederlanden

18.06.15 (Europa) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn wird mit ihrer Tochtergesellschaft Arriva in den Niederlanden weiter expandieren. Die niederländische Gesellschaft, deren Eigentümer die deutsche Staatseisenbahn ist, hat in einer ordnungsgemäßen Ausschreibung den Betrieb von Bus- und Eisenbahnleistungen für 15 Jahre gewonnen. Arriva nimmt den Betrieb in der südlichsten Provinz der Niederlande im Dezember 2016 auf.

Die Verkehre rund um die Provinzhauptstadt Maastricht sind eng mit den angrenzenden deutschen und belgischen Gebieten der Euregio vernetzt. In Roermond kann der Kunde vom niederländischen Regionalverkehr in den InterCity-Bus Düsseldorf-Brüssel wechseln und steigt so direkt in das Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn ein. Die Provinz Limburg strebt einen weiteren Ausbau der internationalen Schienenverkehre an. Arriva wird gemeinsam mit DB Regio die geplante Bahnverbindung von Maastricht nach Aachen betreiben.

Arriva ist in den Niederlanden mit rund fünftausend Mitarbeitern einer der größten Anbieter bei Bus und Schiene und betreibt Verkehre in neun Provinzen. Die Vergabe in Limburg erfolgt nur sechs Monate nach Betriebsaufnahme umfangreicher Verkehre in der benachbarten niederländischen Provinz Brabant. Bis 2024 betreibt das Unternehmen dort im Rahmen eines Vertrages in Höhe von 1,2 Milliarden Euro eine Flotte von über 240 Regionalbussen.

In Deutschland ist man bei der DB AG seit einiger Zeit sehr engagiert in der Forderung, dass bei Betreiberwechseln die Neubetreiber gezwungen werden, sämtliche Mitarbeiter, die vom Altbetreiber dem Ausschreibungsobjekt zugeordnet werden, bei lebenslanger Besitzstandswahrung zu übernehmen. Dies wird u.a. damit begründet, dass dies in anderen Ländern Europas branchenüblich sei.

Jedoch wird es in dieser Form nur in Großbritannien praktiziert, wo nicht nur die Mitarbeiter, sondern ganze Verkehrsbetriebe mit allen Beschäftigten und Sachanlagen, wie Rollmaterial, die Besitzer wechseln, was in Deutschland nicht der Fall ist. Auch in den Niederlanden werden jetzt von Arriva Fahrzeuge angeschafft. Die Investitonsfinanzierung jedoch wird dabei geheimgehalten, wie ein deutscher Arriva-Sprecher bei einer Nachfrage mitgeteilt hat.

Die Regelungen zur Personalübernahme orientieren sich an einer Sozialauswahl, so dass die Angestellten nicht per se einen Rechtsanspruch auf eine Übernahme haben. Das gilt insbesondere für Fälle, in denen der neue Betreiber weniger Personal braucht als der Vorgänger. Zudem sind nach einem Jahr betriebsbedingte Kündigungen möglich – eine lebenslange Sicherheit existiert also keinesfalls.

Die dienstjüngsten Mitarbeiter in ihrer jeweiligen Altersgruppe sollen vom neuen Betreiber zu übernehmen sein. Soweit die Theorie: In der Realität dienen Personalübernahmen den Altbetreibern häufig dazu, unmotivierte und unproduktive Mitarbeiter an den neuen Betreiber abzuschieben, welcher diesem wiederum nach einem Jahr kündigen kann. Also genau das, was die DB AG in Deutschland verhindern will.

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