Kölner Bahnknotenkonferenz fand statt
04.05.15 (go.Rheinland) Autor:Stefan Hennigfeld
Letzte Woche fand in der Kölner Messe die Bahnknotenkonferenz statt. Gut drei Jahre nachdem die Knotenanalyse vorgestellt worden ist, sollte vor allem eine politische und mediale Öffentlichkeit hergestellt werden. Noch immer ist bei Politikern beliebt, Geld für alle möglichen Bereiche zu fordern, aber das Thema Infrastruktur hat nur ein geringes Standing. Flatterbänder durchschneiden tun sie alle gerne und gelegentlich fordert der Bürgermeister der Mittelstadt auch mal, dass der Regionalexpress mit Doppeldeckerwaggons nicht mehr durchfahren, sondern halten soll.
Aber gerade Maßnahmen, die nicht für große Aufmerksam sorgen, jedoch einen erheblichen Nutzen stiften, sind oft nur schwer vermittelbar. Was eigentlich ist eine „signaltechnische Ertüchtigung“, was bedeutet „hochsignalisieren“ und wieso können Züge bei einem sündhaft teuren Stellwerk schneller fahren als jetzt? Das gilt ähnlich bei kleinen Maßnahmen, denn ein paar zusätzliche Weichen (selbst wenn DB Netz in der Mehdornzeit mit Unterstützung des Eisenbahnbundesamtes die Infrastruktur verschlechtert hat) sorgen erst mal nur für eine Baustelle. Dass der Betrieb dann flüssiger geht, ist dem Landtagsabgeordneten ebenso schwer zu vermitteln wie dem Ortsbürgermeister oder auch dem Feierabendpolitiker im Stadtrat.
Mit einer hochkarätigen Besetzung wollten die Veranstalter dem beikommen. Das waren neben dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) und der Kölnmesse auch die Industrie- und Handelskammer zu Köln. Redner und Diskutanten waren u.a. Landesverkehrsminister Michael Groschek, Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (beide SPD), Bahnchef Rüdiger Grube, VDV-Präsident und KVB-Chef Jürgen Fenske sowie eine ganze Reihe weiterer Fachleute. Dabei waren sie sich einig: Die betrieblichen Engpässe vor Ort müssen beseitigt werden. Nicht nur, um den bestehenden Verkehr stabiler laufen zu lassen, sondern auch um für zukünftige Steigerungen gewappnet zu sein.
„Unsere Züge stehen schon jetzt im Stau, das System ist so überlastet, dass schon die kleinste Störung zu einem Zusammenbruch führen kann“, warnte Hermann-Josef Tebroke (CDU), Zweckverbandsvorsteher im NVR und Landrat im Rheinisch-Bergischen Kreis. Wenn die Wirtschaft der Region weiter wachsen wolle, müsse auch ihre Infrastruktur mithalten. „Es besteht dringend Handlungsbedarf“, so Tebroke, der sich von der großen Teilnehmerzahl der Bahnknotenkonferenz begeistert zeigte. „Die 500 Anmeldungen für unsere Konferenz zeigen, dass die Engpassproblematik im Bewusstsein der Menschen und Entscheider der Region angekommen ist. Es herrscht Partei und Kommunen übergreifend Einigkeit, dass der Ausbau dringend notwendig ist – ansonsten droht das Rheinland seinen Status als Wirtschafts- und Wachstumsstandort zu verlieren“, sagte Tebroke.
NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober hofft, dass der während der Konferenz laut gewordene Ausbau-Ruf auch bis nach Berlin durchhallt und der Bahnknoten Köln dort prioritär behandelt wird. Als nächsten Schritt werde nun eine stabile Finanzierungsgrundlage und damit verbunden die Zusicherung der Planungsmittel für den Ausbau der S-Bahnlinie 11 sowie der Erweiterung des Kölner Hauptbahnhofs und des Bahnhofs Köln-Messe/Deutz mit zusätzlichen S-Bahngleisen benötigt. Auch die Verbindung zwischen Köln Hbf und Messe/Deutz ist immer wieder ein Thema verschiedener Planungen. Eine mögliche Überlegung wäre, zwei Kölner Hauptbahnhöfe (Terminal Dom und Terminal Messe) einzuführen – in jedem Fall ist der jetzige Hauptbahnhof komplett überbelegt.
Allerdings ist das Schienennetz der KVB in der Knotenanalyse nicht berücksichtigt worden und mögliche Synergieeffekte zwischen Stadtbahn und SPNV kommen nicht vor. Dennoch zeigt man sich optimistisch, dass sich schon bald etwas in die richtige Richtung tun wird. „Die positiven Zeichen von Rüdiger Grube und Michael Groschek machen Hoffnung, dass die Finanzierungsvereinbarung bald unterzeichnet werden kann und wir mit den Planungen der ersten Ausbaumaßnahmen beginnen können.“ Reinkober machte deutlich, dass die Bahnknotenkonferenz keine Eintagsfliege, sondern der Startschuss für einen ausführlichen Diskussions- und Kommunikationsprozess gewesen sei. „Wir möchten alle Interessierte animieren, sich aktiv einzubringen. Die Bahnknotenkonferenz wird nicht die letzte ihrer Art sein. Wir wollen neue Wege der Bürgerbeteiligung gehen“, sagte Reinkober.
Siehe auch: Gesamtstaatliche Verantwortung