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EVAG startet sofortige Ausgabensperre

05.05.15 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Die finanzielle Situation der Essener Verkehrs AG ist weiter angespannt – auch aufgrund der problematischen Situation der Muttergesellschaft EVV, die aufgrund sinkender Dividenden bei RWE und einer allgemeinen Überforderung mit der Energiewende deutlich weniger Querverbundmittel für die EVAG zur Verfügung stellt als in den vergangenen Jahren. Eine weitere Kreditaufnahme ist der Stadt Essen, die seit Jahrzehnten im Nothaushalt steckt und am kommunalen Stärkungspakt der Landesregierung teilnimmt, nicht gestattet.

Einem Gutachten der Bezirksregierung Düsseldorf zufolge hat die EVAG auch, gemeinsam mit ihren Via-Partnern DVG und MHVG erheblich unwirtschaftliche Strukturen, was diese aber komplett anders sieht. „Die EVAG hat in den vergangenen Jahrzehnten tatkräftig zur Haushaltskonsolidierung der Stadt Essen beigetragen. Der kommunale Deckungsbeitrag konnte dank dieser Sparanstrengungen von 1994 bis 2013 um rund 7,2 Millionen Euro gesenkt werden. Gleichzeitig wurden die Fahrgastzahlen um rund 17 Prozent gesteigert. Bei einem Rückgang der Beschäftigten um zirka 330 (von 2.250 Ende der 90er Jahre) ergibt sich eine Steigerung der Beförderungsleistung je Mitarbeiter um ein Drittel!“

Trotzdem muss das Unternehmen weitere Einsparungen vornehmen. Jedoch: Eine wettbewerbliche Vergabe der Leistungen ist in Essen kein politisches Thema. Es bleibt bei der Inhousevergabe für die EVAG, auch wenn der einzelne Fahrzeugkilometer damit teurer ist als der normale Marktpreis – es wird aufgrund des fehlenden Budgets dann zu Leistungskürzungen kommen – hierbei drohen ähnliche Negativeffekte wie bei der alten Bundesbahn: Weniger Leistungen lassen die Fahrgastzahlen sinken, was wiederum Leistungskürzungen nach sich zog. Wie damals die Bundesbahn versucht heute die EVAG mit einer quantitativen und qualitativen Ausdünnung des Angebots wirtschaftlicher zu werden.

Michael Feller: „Von den nun anstehenden Sofortmaßnahmen werden ausnahmslos alle Mitarbeiter betroffen sein und zwar beim Vorstand angefangen. Wir werden zuerst bei uns selbst anfangen zu sparen und erst danach der Stadt Essen Kürzungen im Nahverkehr vorschlagen, denn diese betreffen ganz unmittelbar unsere Fahrgäste und Kunden und werden die Mobilität in unserer Stadt einschränken.“ Der Vorstand hat bereits eine sofortige Ausgabensperre veranlasst.

Die Konkretisierung der mitbestimmungspflichtigen Sparmaßnahmen, die die Mitarbeiter betreffen, erfolgt in den kommenden Wochen in Abstimmung zwischen Vorstand und dem EVAG Betriebsrat. Denkbar wären dann, so Feller, die Kündigung von Betriebsvereinbarungen, was wiederum zu Lohneinbußen führen würde. Weiterhin steht das Firmen-ticket für Mitarbeiter zur Disposition, sowie die Nichtverlängerung von befristeten Arbeitsverträgen. Auch Auszubildende könnten künftig nicht mehr übernommen werden – über betriebsbedingte Kündigungen wurde aktuell nicht gesprochen.

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