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Ja zu integrierter Verkehrsplanung

09.04.15 (Baden-Württemberg, Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Damit wir uns hier nicht falsch verstehen: Die Regionalisierungsgelder sind zur Finanzierung des SPNV gedacht. Sie dienen weder zur Alimentierung von Fernverkehrsleistungen, die irgendwelche Politiker gerne in ihrem Wahlkreis hätten noch für den kommunalen ÖPNV. Sie sind dazu gedacht, die konsumtiven Kosten des betriebswirtschaftlich strukturell defizitären, aber volkswirtschaftlich sinnvollen und notwendigen Regionalverkehr im Eisenbahnwesen zu decken. Es ist unstatthaft, dem System Eisenbahn Geld zu entziehen, um damit kommunale Aufgaben zu finanzieren. Zumindest im Prinzip.

Dennoch ist der Ansatz in Baden-Württemberg richtig: Der Bus ergänzt den SPNV und gerade der interkommunale Bus muss eine Rolle in der Verkehrsplanung spielen. Ein Verkehrsverbund war ursprünglich nur ein Einheitsfahrschein, heute sollte er weit mehr sein. Der schönste Landestakt nutzt nichts, wenn im Anschlussverkehr jeder Dorfschulze nach eigenem Gutdünken seine Busse fahren lassen darf. Ein Busstern in einer Mittelstadt ist zwar schön und gut, aber er muss angemessen an den SPNV vor Ort angeschlossen sein. Das sicherzustellen ist Aufgabe der Verkehrsverbünde und dort, wo diese keine rechtliche Handhabe den Kreisen und kreisfreien Städten gegenüber haben, ist die Politik gefordert, das sicherzustellen.

Der Bus ergänzt den SPNV: Mal als Zubringer und auch zwischen den Städten. Dass das Verkehrsministerium das jetzt im Ländle zur Chefsache erklärt hat zeigt, dass zumindest der Busverkehr über die Stadtgrenze hinaus zu wichtig ist, um ihn Feierabendpolitikern und kommunalen Planungsämtern zu überlassen. Das muss Signalwirkung auch in den Rest der Republik haben. Ein einfaches Beispiel aus Nordrhein-Westfalen soll das veranschaulichen: Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der nicht nur Aufgabenträger für den SPNV ist, sondern auch Tarifverbund in seiner Region, existiert für interkommunale Busse nicht einmal eine einheitliche Markenbezeichnung. Der Schnellbus und der CityExpress bestehen nebeneinander. Die kommunalen Aufgabenträger können diese nach eigenem Gutdünken fahren lassen.

Das führt zu der obskuren Situation, dass es einen Schnellbus zwischen Bochum und Wuppertal gibt, der zwar eine lustige Fahrt durch die Elfringhauser Schweiz bietet, aber die fehlende Schienenverbindung zwischen den beiden Oberzentren nicht ansatzweise kompensieren kann. Etwa eine Stunde ist man mit dem Zug von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof unterwegs, mit dem Auto braucht man vom Autobahnkreuz Wuppertal-Nord zum Autobahnkreuz Bochum/Witten über die A 43 etwa zehn Minuten.

Hier muss ein Schnellbus, als Ergänzung zurm SPNV, über die Autobahn fahren. Das ist aber nur möglich, wenn die Aufgabenträgerschaft hierbei zentral beim VRR organisiert wird und gerade nicht bei den Gebietskörperschaften. Einen integralen Taktfahrplan kann man nur von oben nach unten planen und ein den SPNV ergänzendes Busnetz ebenfalls. Das gilt in Baden-Württemberg genauso wie im Rest der Republik: Im Interesse eines besseren ÖV-Gesamtsystems braucht es mehr Absprache und Koordination.

Siehe auch: BaWü: Regiobuslinien werden konkret

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