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RDC zieht Trassenmeldungen zurück

16.02.15 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Die RDC Deutschland GmbH (RDC D), Hauptgesellschafterin der Hamburg-Köln-Express GmbH (HKX), hat im Rahmen des Verfahrens zur Vergabe von Rahmenverträgen für das deutsche Schienennetz für den Zeitraum 2016-2020 auch Fahrplankapazitäten für drei tägliche Züge auf der Strecke Bonn-Köln-Berlin angemeldet. Wie die DB Netz AG nun mitgeteilt hat, sind drei dieser sechs Zugfahrten aufgrund konkurrierender Anmeldungen „anderer Betreiber“ nicht fahrbar. DB Netz hat daher die Ablehnung dieser Rahmenverträge bei der Bundesnetzagentur beantragt.

„Entsprechend den geltenden Auswahlkriterien im Fall konkurrierender Anmeldungen für Rahmenverträge hat diesmal hier offenbar der DB Fernverkehr die Nase vorn“, sagt Hans Leister, der bei RDC für den Personenverkehr in Europa zuständig ist. Die Anmeldungen dieses vermuteten Bewerbers sind auch einzeln für DB Netz vorteilhafter als der Rahmenvertragsantrag von RDC Deutschland, weil für jede Zugfahrt so ein höherer Trassenpreis-Erlös generiert wird. Die Einnahmen der DB Netz sind somit höher als bei einer Vergabe an RDC D. Der Grund: RDC D hatte seine Rahmenvertragsanmeldung mit dem relativ preiswerten Trassenprodukt Economy eingereicht. RDC D hatte sich für dieses preiswertere Trassenprodukt entschieden, um die Fahrpreise auf dieser Strecke möglichst günstig anbieten zu können. D

as Unternehmen ist der Ansicht, dass der SPFV in Deutschland, insbesondere durch die derzeitige Konkurrenzsituation mit den Fernbussen, keinen höheren Trassenpreis erlaubt. „Das heutige Trassenpreisniveau ist generell zu hoch. Die Schienenmaut entwickelt sich zu einer Schienenverkehrs-Bremse. Das ist im Wettbewerb mit Pkw und Fernbussen eine dramatische Benachteiligung“, sagt Hans Leister dazu. „Wir hätten hier gerne eine Alternative geboten. Es ist daher sehr schade, dass wir uns nun von dem Projekt Köln-Berlin verabschieden müssen. Wir werden dies aber tun.“ Zwar wird die Verbindung aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin als eine der Hauptachsen der deutschen Verkehrsverbindungen von einer ICE-Linie, etlichen Intercity-Zügen, Fernbussen dreier Unternehmen sowie von zwei Fluggesellschaften bedient.

Trotzdem hat RDC D eine Marktlücke für eine gleichermaßen schnelle und preiswerte Zugverbindung gesehen, die eine echte Alternative zu Fernbussen und Billigfliegern bietet. Ein weiteres Konkurrenzprodukt für ein solches Angebot gäbe es jedoch auf der Schiene selbst. Nicht der ICE nach Berlin, sondern die Kombination aus dem InterCity zwischen Berlin und Amsterdam, mit Umsteigepunkt in Minden vom bzw. zum Westfalenexpress. Dieses Angebot wird durch die DB Fernverkehr, auch als Reaktion auf den Fernbus, seit einiger Zeit extrem günstig angeboten. Der grenzüberschreitende InterCity fährt ohnehin, auch weil die DB AG sonst befürchten müsste, dass die Niederländer eine eigene SPFV-Verbindung nach Berlin anbieten. So entsteht im Inland ein günstiges SPFV-Angebot.

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