Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Die regionale Bedeutung des öffentlichen Verkehrs

16.02.15 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Dass die Zahl der Fahrgastfahrten gestiegen ist, ist sicher erstmal kein Grund, Schlechtes zu schreiben. Sowohl die Zahl der Personenfahrten als auch der Personenkilometer gehen nach oben und das zeigt, dass negative Entwicklungen, die es bei der Bundesbahn gab, nicht mehr vorhanden sind. Natürlich muss man fairerweise dazu sagen, dass das absolute Kundenaufkommen alleine nicht so aussagekräftig ist, wie die ÖV-Lobby es hier darzustellen versucht. Ja, der Modal Split ist auch 2014 im Wesentlichen konstant geblieben und abgesehen von geringen Schwankungen ist er das seit zwanzig Jahren und zwar leider auf sehr geringem Niveau.

Hier gilt es gegenzusteuern und wenn der VDV sich kommende Woche auf seiner Jahrespressekonferenz für das absolut gestiegene Fahrgastaufkommen selbst feiert, wird das wieder unter den Tisch fallen. Dabei reden wir stets vom bundesweiten Durchschnitt, denn vor Ort kann das zum Teil erheblich abweichen. So würde die Stadt München wohl kollabieren, wenn keine S-Bahn mehr fährt und die Vorstellung, dass es dort gar keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr gäbe, ist kaum darstellbar. In München spielt die Eisenbahn eine sehr wichtige Rolle. Ein paar Kilometer weiter sieht das anders aus. Wenn zwischen Füssen und Kaufbeuren keine Züge mehr fahren würden, dann wäre das im Einzelfall für betroffene Personen zwar auch ein Problem, aber der Landkreis Ostallgäu würde weder politischen noch ökonomischen Schaden nehmen.

Aber gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Eisenbahn sich auf ihre Stärken besinnt und dazu gehört eben u.a. der Massenverkehr in den Metropolen. Deswegen ist bei einer Fortschreibung der Regionalisierungsgelder nicht nur die absolute Höhe entscheidend, sondern auch deren Verteilung. Natürlich ist es schön, wenn Bimmelbahnen mit 300 Mann am Tag durch die Wildnis fahren, da schlägt das Herz des Eisenbahnromantikers höher. Solche Fahrten gehen aber eben auch mit Bussen sehr gut. Es werden jedoch wichtige Finanzmittel gebunden, die anderweitig wichtiger wären. Natürlich wäre es falsch, pauschal einen Rückzug aus der Fläche zu fordern. Es gibt eine Menge Strecken, auch in relativ dünn besiedelten Regionen, die durch gute Angebote, Taktverkehr und qualitativ hochwertiges Rollmaterial positive Ergebnisse vorweisen können.

Und ja: Bei einem insgesamt steigenden Verkehrsaufkommen muss die Eisenbahn mitwachsen. Auf der Schiene müssen mehr Zug- und mehr Sitzplatzkilometer bestellt werden und dafür braucht es, bei allen Sparpotentialen, eine ökonomische Grundlage. Dies ist einerseits mit mehr Geld zu erreichen, andererseits muss im Infrastrukturbereich eine Kostenbremse her. Die aus dem Energiewesen bekannte Anreizregulierung könnte im Eisenbahnwesen auch eine Überlegung wert sein. Damit hätte DB Netz erstmals effektiv ein Eigeninteresse, die Kosten zu senken, um damit höhere Gewinne zu realisieren, die dann nicht mehr auf Kosten der Aufgabenträger gingen. Es braucht also vielschichtige Verbesserungen der Finanzausstattung und eine Erhöhung der Regionalisierungsgelder als Teil davon.

Siehe auch: Destatis: Personenverkehrsaufkommen erneut gestiegen

Kommentare sind geschlossen.