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Der Nutzen kleiner Maßnahmen

23.02.15 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsfluss auf der Schiene funktioniert sehr ähnlich dem auf der Straße. So nutzt eine sechsspurige Autobahn nichts, wenn an dessen Ende ein Stau entsteht, weil der ganze Verkehr über eine einzige Spur auf die nächste Autobahn abfließt oder selbige gar zur zweispurigen Bundesstraße wird, wenn auch nur auf kurzer Länge. Es sind die Flaschenhälse, die die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur definieren und gerade nicht die gut ausgebauten Abschnitte.

Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und dem Frankfurter Flughafen (naja, so richtig Hochgeschwindigkeit ja erst ab Siegburg) ist ja eine schöne Sache, aber nur dann, wenn der Zug daraufhin in und um Köln nicht im Stau steht. Es gibt da einen schönen Satz, den der NVR-Geschäftsführer Norbert Reinkober schon vor Jahren geprägt hat: „Den Stau, den wir auf dem Kölner Autobahnring haben, haben wir auch auf dem Kölner Eisenbahnring.“ Nun kann man einen Stau auf der Schiene nicht so gut sehen wie den auf der Autobahn, aber in der Sache trifft es dieser Satz dennoch besonders gut. Deswegen braucht es nicht unbedingt mehr und neue Investitionen in Hochgeschwindigkeitsverkehr, sondern in die Beseitigung von Engstellen. Die Infrastruktur muss leistungsfähiger gemacht werden und dazu braucht es nicht eine große, sondern oft viele kleine Maßnahmen, für die man die Öffentlichkeit aber nicht so gut begeistern kann.

Um im Rheinland zu bleiben: Dort gibt es eine umfassende Knotenpunktanalyse, jedoch beschränkt sich diese, wie alle vom VDV genannten Projekte, auf die Betrachtung der DB-Infrastruktur. Der Nutzen, der gerade in Ballungsräumen von der kommunalen Schiene ausgeht, ist enorm und wenn man die Schieneninfrastruktur im Großraum Köln-Bonn (aber auch in München, Hamburg, Berlin oder Rhein-Main) betrachtet, dann kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass eine umfassende Betrachtung erhebliche Potentiale außen vor lässt, wenn sie sich nicht auch mit der Stadtbahn befasst. In Köln gilt das z.B. für die Möglichkeit, durch eine verstärkte Einbindung des Bahnhofs Köln-Mülheim in den RE-Verkehr möglichst viele Verkehrsströme frühzeitig auf die Stadtbahn zu lenken und somit frühzeitig aus dem zu kleinen Hauptbahnhof rauszuhalten.

Das wäre der nächste Ansatz, den man bei künftigen Projektplanungen stärker berücksichtigen muss, das gilt übrigens auch beim Rhein-Ruhr-Express. Auch hier ist es notwendig, den kommunalen Schienenverkehr verstärkt so zu planen, dass er eine Anbindungsfunktion an den RRX hat. Bei Linien, die sowieso im engen Takt fahren, ist das kein Problem. Aber wenn dann an Sonn- und Feiertagen nur alle halbe Stunde gefahren wird oder zur Tagesrandlage nur alle Stunde, dann müssen die Anschlüsse stimmen. Es ist notwendig sicherzustellen, dass der Verbundgedanke im ÖPNV ein ganzheitlicher wird und sich nicht auf den Einheitsfahrschein beschränkt. Das muss im Zweifel dadurch sichergestellt werden, dass nicht jeder Dorfschulze nach Belieben und ohne Rücksicht auf den Eisenbahnverkehr seinen Busstern plant. Es geht um die Sache, nicht um persönliche Befindlichkeiten.

Siehe auch: VDV legt aktuellen Bedarfsplan vor

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