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Bewegung, Bewegung, Bewegung

12.01.15 (Fernverkehr, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Noch immer ist richtig viel Bewegung im Fernbusmarkt. Ja, National Express ist mit der Marke City2City wieder ausgetreten, jetzt kündigt Stagecoach an, eintreten zu wollen, so dass Phase der unkontrollierten Expansion noch immer nicht abgeschlossen ist. Die Insolvenz von DeinBus zeigt, dass marktrelevante Größe im Moment das wichtigste ist, die Akteure, die in der Regel neu gegründete Startups sind, müssen mit dem Markt wachsen, um nicht unterzugehen. Die Fusion der beiden großen Betreiber MeinFernbus und FlixBus ist daher quasi die logische Folge und wird auf lange Sicht zur Konsolidierung im Markt beitragen.

Es wird auch steigende Fahrpreise geben, ein ruinöser Wettkampf ist auf Dauer nicht möglich, jede einzelne Verbindung muss für den Betreiber aus sich heraus tragfähig sein, die Margen sind zu gering, um interne Quersubventionierungen unterschiedlicher Angebote zu ermöglichen. Deswegen ist es auch gut möglich, dass einzelne Verbindungen wieder gestrichen werden, doch man darf den Fernbusmarkt nicht isoliert sehen, selbstverständlich spielt das, was in den letzten Jahren und Jahrzehnten auf der Schiene passiert ist, für den Bussektor eine ganz entscheidende Rolle! Das altbekannte Mimimi der Schienenlobby ist inzwischen gänzlich bekannt – von angeblichen Dumpinglöhnen über Mautfreiheit bis hin zu Fahrgastrechten und überhaupt sei der Bus eine Gefährdung für die wirtschaftliche Existenz des SPFV.

Wirklich? Ich möchte an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass es die Deutsche Bahn selbst war, die seit der Jahrtausendwende den Abbau des SPFV in Deutschland massiv vorangetrieben hat. Nicht nur die Abschaffung des InterRegio (der zunächst nur teilweise durch InterCity-Leistungen ersetzt wurde), sondern auch die Ausdünnung des InterCity selbst. Dass seit einiger Zeit eine gegenläufige Entwicklung festzustellen ist, ist eine unmittelbare Folge des neuen Marktdrucks durch den Fernbus. Auch wenn es keinen nachweisbaren Wirkungszusammenhang gibt, so ist dieser doch offensichtlich zu erkennen. Die IRE-Verbindungen oder auch die massive Verramschung sehr günstiger Sparpreise auf einigen Relationen, die zu einer ganz erheblichen faktischen Preissenkung im Eisenbahnwesen beigetragen haben.

Der Fernbus hat die Eisenbahn erheblich besser gemacht, auch wenn man erst abwarten muss, wie sich dieser noch neue Markt weiterhin entwickeln wird. Es steht aber zu befürchten, dass gerade die großen Anbieter immer wieder Konkurrenz durch kleine neue Unternehmen bekommen werden, da die Markteintrittsbarrieren deutlich kleiner sind als z.B. zur Einführung eigenwirtschaftlicher SPFV-Leistungen. Eine Oligopolbildung droht zwar im Prinzip auch im Fernbussektor, jedoch ist davon auszugen, dass die Marktkräfte selbst dafür sorgen, dass ein solches in kurzer Frist aufgelöst wird. Das zeigt, wieviel Bewegung in diesem Markt ist und auch bleiben wird. Ein eingeschwungener Markt bedeutet eben nicht zwingend, dass es sich um völligen Stillstand handelt. Die einen kommen, die anderen gehen, wieder andere fusionieren. Märkte sind dauerhaft und nicht vorübergehend fluide.

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