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VCD stellt aktuellen Bahntest vor

04.12.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den aktuellen Bahntest vorgestellt und dabei den SPFV sowohl mit dem Auto (klassischerweise) als auch mit dem Fernbus verglichen, der erst durch eine Gesetzesnovelle seit Anfang vergangenen Jahres unterwegs ist. Kernergebnis: Fernlinienbusse sind kostengünstig, doch zu oft unpünktlich. Die Bahn punktet im Mix aus Kosten, Zeit und Umweltbilanz, das Fahrtenangebot darf jedoch nicht weiter reduziert werden. Der VCD fordert „Gleichbehandlung der Verkehrsträger“ und meint damit die Einführung einer Autobahnmaut für den Fernbus.

Etwa achtzig Prozent der Personenfahrten im Fernverkehr werden mit dem Auto gemacht – dabei kommt der VCD zu dem Ergebnis, dass über alles gerechnet die Eisenbahn am besten sei. Zumindest zwischen zwei Hauptbahnhöfen. Und wie sich die Sache etwa am Urlaubsort verhält, geht ebenso unter wie die Tatsache, dass beim Bahntest der PKW in Vollkosten (30 Cent pro Kilometer) gerechnet und dabei mit teilweise erheblich verbilligten Fahrscheinen auf der Schiene verglichen wird. Neben dem Vergleich der drei Verkehrsmittel und der Frage, welches im Fernverkehr das optimale ist, untersuchte das Forschungsinstitut Quotas im Auftrag des ökologischen Verkehrsclub VCD, die Gründe zur Wahl eines bestimmten Verkehrsmittels. Ergänzt wird die Studie durch eine erste neutrale Befragung der Fernbusfahrgäste zu Qualität und Service im Fernlinienbusverkehr.

Im Vergleich Bahn-Fernbus wurden 540 Verbindungen auf zehn ausgesuchten Strecken innerhalb Deutschlands getestet. Ergebnis: Der Fernlinienbus ist in 94,4 Prozent der Fälle preisgünstiger als die Bahn. Jedoch behält die Bahn die Oberhand, wenn Zeit, Kosten und CO2-Ausstoß zusammen betrachtet werden. Zu 60 Prozent ist die Reise mit der Bahn im Fernverkehr die optimale Wahl, der Fernlinienbus ist es zu 40 Prozent. Der Pkw ist auf allen zehn Strecken zu null Prozent das ideale Fernverkehrsmittel – unter Berücksichtigung der genannten Testmodalitäten. VCD-Chef Michael Ziesak: „Obwohl die Bahn durch hohe Trassenpreise gegenüber dem Fernbus benachteiligt ist, bleibt sie die erste Wahl im Fernverkehr. Damit jedoch langfristig beide umweltverträglichen Verkehrsmittel attraktiv bleiben können, muss es endlich eine Gleichbehandlung der Verkehrsträger geben. Es kann nicht sein, dass Fernbusse komplett von einer Gebühr für die Abnutzung der Straßen befreit sind, während die Bahn und deren Kunden für immer höhere Trassenpreise aufkommen müssen. Der VCD fordert daher die Einführung einer leistungsabhängigen Maut für Busse und Pkw.“

Um eine ausgewogene Untersuchung zu gewährleisten, wurden für Bus und Bahn verschiedene Reisetypen berücksichtigt und auch unterschiedliche Vorlaufzeiten der Ticketbuchung. Im Durchschnitt ist die Bahn stets teurer als der Bus, jedoch in jedem Fall günstiger als die Fahrt mit dem Pkw. Die höchste durchschnittliche Ersparnis ist auf der Fernlinien-Strecke Freiburg-München möglich: Bei der Tagesreise mit dem Bus sind es rund 30 Euro, bei der Wochenendreise rund 26 Euro – gegenüber der Bahn. Fahrgäste sollten darauf achten: Je früher die Ticketbuchung erfolgt, je geringer fällt der Kostenvorteil des Fernlinienbusses gegenüber der Bahn aus. Bei einer repräsentativen Befragung von 2.178 Personen, nach den Gründen für die Verkehrsmittelwahl, lautet das Ergebnis: 77 Prozent der Befragten schätzen am Fernbus die geringen Kosten, die Bahn bevorzugte die Hälfte der Reisenden wegen ihrer Bequemlichkeit. Die Erreichbarkeit von Orten und Zielen und die Flexibilität der Nutzung waren für fast 90 Prozent der Autofahrer entscheidend.

Heidi Tischmann, Referentin für Verkehrspolitik beim VCD: „Die Umfrageergebnisse unterstreichen die bereits bekannten Stärken der Bahn, die sie aber weiter ausbauen muss, statt sie zu reduzieren. Neben schnellen ICE-Verbindungen müssen auch günstige IC/EC/IRE-Verbindungen angeboten werden, um für alle Fahrgäste attraktiv zu bleiben. WLAN in allen Fernverkehrszügen sollte eine Selbstverständlichkeit sein.“ Tatsächlich kommt gerade in diesen Bereich seit einiger Zeit wieder erhebliche Bewegung rein – sowohl in den Zügen selbst als auch in den Bahnhöfen. Dabei ist das wichtigste Problem jedoch nach wie vor die Zuverlässigkeit. Hier fordert man beim VCD angeglichene Rechte. Jedoch ist das nur eine Symptombekämpfung. Sowohl Bus- als auch Bahnunternehmen werden aufgefordert, die Verspätungsursachen so gut es geht abzustellen.

Siehe auch: Die neue Qualität der Eisenbahn

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