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Niemand hat die Absicht …

08.12.14 (Fernverkehr, Kommentar) Autor:Max Yang

Nach der im November stattgefundenen Einführung eines Zahlungsmittelentgelts, wodurch insbesondere ausländische Kunden, aber ironischerweise auch die Inhaber einer BahnCard-Kreditkarte beim Fahrkartenerwerb extra zur Kasse gebeten werden, kam am vergangenen Donnerstag nun der nächste Schreckmoment für Bahnkunden. Schnell dementierte die Deutsche Bahn den Bericht des Hessischen Rundfunks, nach dem die BahnCard abgeschafft und durch rein nachfrage- und umsatzorientierte Vergünstigungen ersetzt werden soll. Aber kann man wirklich Entwarnung geben?

Auch die Nachricht, dass ein Zahlungsmittelentgelt eingeführt wird, gelang zunächst über Gerüchte im Frühling dieses Jahres in die Welt und wurde erst deutlich später offiziell. Das Facebook-Team der Bahn antwortete auf eine Kundenanfrage im März noch kurz und knapp: „Über eine Gebühr für Bezahlungen mit Kreditkarte liegen mir keine Informationen vor.“ An sich ist es kein schlechter Ansatz, wenn man über umsatzabhängige Vergünstigungen diskutiert und man dann nicht mehr zum Beispiel mehrere hundert Euro pro Jahr im Voraus für eine BahnCard 50 1. Klasse hinlegen muss.

Letztlich ist es aber ein unheimliches Schauspiel, dass ein der Presse zugespieltes internes Schreiben der Deutschen Bahn für solch eine mediale Hysterie sorgt, die auf dem Boden des Misstrauens gewachsen ist. Das Grundproblem sind nicht Preiserhöhungen, eine etwaige BahnCard-Abschaffung oder Gebühren für die Kartenzahlung. Es geht darum, dass der Schienenpersonenfernverkehr als eigenwirtschaftliche Aktivität der Deutschen Bahn ausgestaltet ist und das Angebot faktisch keiner politischen Kontrolle unterliegt. Mögen Shareholder (konkret die Bundesregierung) und Stakeholder (ob Fahrgastverbände, Regionalpolitiker oder an die Schiene angeschlossene Unternehmen) noch so laut schreien, wenn wieder an der Preisschraube gedreht oder ein paar Orte von der Fernverkehrsanbindung abgehängt werden – es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als vor dem Bahntower zu sitzen und wie bei der Papstwahl auf weißen Rauch zu warten.

Gleichzeitig wird in der Branche das Prinzip des eigenwirtschaftlichen Fernverkehrs gelobt und verteidigt. Dabei zeigen die rechtlich fragwürdigen Alimentierungen im Fernverkehr – man denke an Niedersachsen oder Baden-Württemberg – sehr gut, dass dieses Prinzip am Ende ist. Nun hat sich schon einiges bewegt im Gefolge der Fernbusliberalisierung, ob es ein WiFi-Ausbau an Bahnhöfen und in Zügen ist, IRE-Züge als preiswerte Alternative zum Fernverkehr oder Sparpreisfahrkarten, die man nun auch am Vortag noch buchen kann. Intermodaler Wettbewerb allein mit dem langsamen, weniger komfortablen Fernbus, der eigentlich eine andere Zielgruppe anspricht, wird die Eisenbahn nicht retten können. Es wird Zeit für ein Bestellerprinzip im SPFV, welches Fernverkehr als aktive Wirtschaftsförderung versteht, dementsprechend Qualitätsstandards vorgibt und die Weiterentwicklung des Fernverkehrs in Deutschland vorantreibt. Auch damit das allgemein vorhandene Gefühl des Ausgeliefertseins an die DB Fernverkehr AG endlich ein Ende hat.

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