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Der Winter steht an

17.11.14 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Man kann ja nur hoffen, dass der Streik jetzt endlich beendet ist und dass, gerade in der Vorweihnachtszeit, keine bösen Überraschungen auf die Fahrgäste zukommen. In Deutschland wird diskutiert über den Streik, mit einem Tarifeinheitsgesetz sollen den vermeintlich „kleinen“ Gewerkschaften Steine in den Weg gelegt werden (Wozu Koalitionsfreiheit?) und auch insgesamt herrscht Aufbruchstimmung: So nicht! Dagegen muss man ja wohl was tun.

Nun hat die Bahn aber seit altersher Feinde, die viel größer sind als jeder Streik. Die Jahreszeiten. Ob im Sommer defekte Klimaanlagen, Blätter und Regenwasser im Herbst (sie bilden auf den Schienen einen Schmierfilm, gegen den man eben nichts machen kann) oder Eis und Schnee im Winter. Die Wintervorbereitungen laufen, um chaotische Verhältnisse zu vermeiden. Natürlich sorgen witterungsbedingte Störungen bei jedem Verkehrsträger für Probleme. Binnenschiffe kommen nicht weiter, weil die Flüsse und Kanäle zugefroren sind und die Schleusen nicht mehr funktionieren. Auch das Autofahren wird im Herbst und Winter schwieriger – bei geschlossener Schneedecke fährt man nun mal vorsichtiger als im Sommer.

Natürlich muss man auch die Eisenbahn an den Winter anpassen, aber es kann doch nicht sein, dass hier – wie zuletzt in den Jahren, in denen der Winter in Deutschland seinen Namen verdient hatte, alles zusammenbricht. Wer, wie ich, regelmäßig nach Bayern fährt und sieht, wie routiniert die dortigen Autofahrer bei Eis und Schnee sind, der weiß, dass es auf Eingespieltheit und Erfahrung ankommt, um sicherzustellen, dass der Verkehr läuft. Ja, im platten Land fahren die Autofahrer bei drei Schneeflocken nur noch Schrittgeschwindigkeit. Wo der Winter jedoch keine Ausnahmeerscheinung ist, ist eine Routine vorhanden, die die Situation erträglich bleiben lässt. Das gilt auch bei der Eisenbahn und inzwischen wäre die Entschuldigung, dass es alles nur Spätfolgen Mehdorn´scher Misswirtschaft seien auch nicht mehr glaubwürdig. Die Eisenbahn muss sich vorbereiten.

Man kann sich fragen, wie sinnvoll es ist, wenn Weichenheizungen erst zum Zwecke der Unternehmenssanierung bei DB Netz aus- und ein paar Jahre später wieder eingebaut werden, aber dieser Wiederaufbauprozess muss nach all den Jahren abgeschlossen sein. Auch beim Thema Abtauanlagen gibt es inzwischen ausreichend Erfahrungswerte, um sicherzustellen, dass hier keine Trial-and-Error-Arbeiten während des laufenden Winters mehr stattfinden. Doch das soll keinesfalls despektierlich sein: Die Entwicklung in den letzten Jahren war positiv, es tut sich einiges. Zurecht. Denn gerade im Winter ist es notwendig, dass die Eisenbahn funktioniert. So manch einer wird sich überlegen, dass er angesichts der nächtlichen Schneefälle vielleicht doch besser das Auto stehen lässt. Lieber zu spät zur Arbeit kommen als das Auto vor den Baum zu setzen. Deswegen ist es richtig, dafür zu sorgen, dass die Bahnsteige geräumt und gestreut werden, dass auch die Innenraumheizungen funktionieren und dass es – gerade auch an den Weihnachtsfeiertagen – keine Probleme gibt. Dann wollen wir doch alle auf weiße Weihnachten hoffen.

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