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DB schlägt gemeinsame Verhandlungen vor

13.11.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Obwohl der Streik der GDL beendet ist, ist der Tarifkonflikt noch immer nicht gelöst. Sehr wahrscheinlich finden aktuell informelle Gespräche statt – so war es zumindest während der zweiwöchigen Streikpause Ende Oktober. Die Tatsache, dass die GDL ihren Streik vorzeitig abgebrochen hat, spricht ebenfalls dafür. Die Deutsche Bahn hat beide Gewerkschaften, sowohl die EVG, wie auch die GDL, zu einem Gespräch in der nächsten Woche am Freitag, den 21. November eingeladen.

Die GDL erklärte sich bereit, an diesen Gesprächen teilzunehmen. Die Deutsche Bahn strebt hierbei ein „3G-Verfahren“ einverstanden. Das hat nichts mit dem im fahrenden Zug oft desolat schlechten mobilen Internet zu tun, sondern basiert darauf, dass Tarifverhandlungen zwischen mehreren Gewerkschaften und einem Arbeitgeber gemeinsam geführt werden. DB-Personalvorstand Ulrich Weber: „Wir müssen im Sinne unserer Mitarbeiter vorankommen und ausgewogene Lösungen finden.“ Diese Verhandlungsform sei im öffentlichen Dienst bewährt. Sie führe dort regelmäßig „zu einvernehmlichen Ergebnissen und vermeidet widersprüchliche Regelungen.“

Die EVG jedoch lehnt diesen Vorschlag ab. Deren Bundesvorsitzender Alexander Kirchner stellte klar, dass man dort kein Verhandlungsverfahren akzeptieren werde, an dessen Ende nicht für die gleiche Berufsgruppe die gleichen Tarifregelungen gelten. Dies habe man bereits mehrfach und zuletzt am 7. November klargestellt: „Wir streiten seit Jahrzehnten für den Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit.“ Dieses bislang von der Gewerkschaft vertretene Prinzip werde konterkariert. Kirchner: „Wenn wir uns auf den jetzt vorliegenden Vorschlag der DB AG einlassen, verhandeln wir primär nur über die Interessen der Lokführer und Zugbegleiter. In der EVG sind aber 100.000 Beschäftigte aller Berufsgruppen vertreten, insofern ist für uns eine solche Vorgehensweise nicht akzeptabel.“ Davon unabhängig steht man jedoch sehr wohl für Gespräche zwischen dem Arbeitgeber und den beiden Gewerkschaften zur Verfügung – allerdings hat man dort auch klare Erwartungen und Ansprüche. „Wir erwarten, dass alle Parteien dort eine verbindliche Erklärung zur Vermeidung von Tarifkonkurrenz abgeben“, machte Kirchner deutlich. „Für uns ist die Einheit der Eisenbahnerfamilie ein so wichtiges Gut, dass wir bereit sind, dafür auch zu kämpfen.“

Darin unterscheiden sich die Forderungen der beiden Gewerkschaften: Die GDL will einen Tarifvertrag abschließen und wäre bereit, diesen nur für ihre eigenen Mitglieder anwenden zu lassen, während die EVG für jede Berufsgruppe verhandeln will, in der sie eine Mehrheit organisiert. Das ist im DB-Konzern in allen Berufsgruppen der Fall, mit Ausnahme der Triebfahrzeugführer. Kurzfristig erscheinen neue Ausstände bei der DB AG daher unwahrscheinlich. Ob langfristig nach einer Einigung mit der GDL Streiks durch die EVG drohen, bleibt abzuwarten. Noch aber besteht die Hoffnung, dass der Konflikt schnell lösbar ist.

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