Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Katerstimmung nach dem GDL-Streik

23.10.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Insgesamt sechzig Stunden ging der letzte Streik der GDL und für diese Woche ist eine Pause von mindestens sieben Tagen angekündigt. Katerstimmung macht sich breit, wie soll es weitergehen? Wird es in dieser Woche vielleicht doch informelle Treffen zwischen der Gewerkschaftsspitze und dem Arbeitgeber geben? Darüber schweigen sich die Beteiligten aus, doch die Angst vor neuen Ausständen ist präsent, eine Lösung bis auf Weiteres nicht in Sicht.

Eine groß bebilderte deutsche Sonntagszeitung spekulierte gar darüber, ob die GDL bei dem Ergebnis der Urabstimmung manipuliert haben könnte. Diese verwies darauf, dass es keine gesetzlichen Rahmenbedingungen gibt, die Regelungen für solche Urabstimmungen sind Kraft Satzung geregelt und da können eben nur die abgegebenen Stimmen gezählt werden, ob Ja, Nein oder Ungültig bzw. Enthaltung. Rechtswidrig sind die Streiks nicht, so GDL-Chef Claus Weselsky: „Wäre dem nicht so, stünden wir schon längst vor Gericht. Jeder weiß, dass die DB nichts unversucht lässt, um uns ins Unrecht zu setzen. Für ihr Ziel, die Berufsgewerkschaft GDL zu entmachten, ist ihr kein Trick zu schmutzig. Doch nun hat das Vorgehen der DB eine neue, bisher ungekannte Qualität erreicht.“

Er vermutet die Presseabteilung der Deutschen Bahn als Initialzündungsgeber für den fraglichen Zeitungsbericht und sendet klare Botschaften: „Hören Sie auf, Ihre Energie darauf zu verschwenden, üble Unwahrheiten unter Hofierung populistischer Medien zu verbreiten und hören Sie stattdessen auf Ihre Beschäftigen. Das Zugpersonal wartet auf Ihr Signal, dass seine Forderungen gehört und verstanden werden.“ Einfacher wird die Sache dadurch nicht, nach Deeskalation sieht es nicht aus, nicht mal nach moderierten Verhandlungen, wie es sie noch 2007 unter der Leitung der früheren CDU-Politiker Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler gegeben hat. Der Schaden ist erheblich. Neben ausgefallenen Zügen beklagt die Deutsche Bahn vor allem Vandalismusschäden in zweistelliger Millionenhöhe an abgestellten Zügen, die genauen Werte werden derzeit ermittelt. Allein in Berlin nutzten Vandalen die Gelegenheit und besprühten am Wochenende auf acht Bahnhöfen 69 S-Bahntriebzüge. Zu solchen Zwischenfällen kam es auch in Hamburg und Leipzig. Zudem wurden Regionalzüge – trotz zusätzlicher Sicherheitsstreifen in den zwangsweise eingerichteten Abstellplätzen – von den Sprayern attackiert.

Dabei ist noch immer die Frage relevant, wo die Zugbegleiter mehrheitlich organisiert sind. Die Deutsche Bahn verweist darauf, dass deren Resonanz am Streik sehr gering war, von einem Verhandlungsmandat dieser Berufsgruppe durch die GDL könne daher keine Rede sein. Doch die will ja auch nur für ihre Mitglieder einen Tarifvertrag abschließen; wer in der EVG ist, solle sich dort tarifieren lassen. Die EVG hingegen fordert, für die rund fünftausend dort minderheitlich organisierten Triebfahrzeugführer ihrerseits zu tarifieren. Ob sich ohne die Hilfe externer Vermittler ein Kompromiss finden lässt, erscheint momentan fraglich.

Kommentare sind geschlossen.