Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

GDL: Erster Streik ist beendet

09.10.14 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche hat die GDL ihren ersten neunstündigen Streik durchgeführt, der jedoch in die Nachtphase gefallen ist: Von 21 Uhr am Dienstag bis 6 Uhr am Mittwoch waren alle Triebfahrzeugführer im DB-Konzern dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Am Dienstag sprachen in der Konzernzentrale der Deutschen Bahn AG in Berlin Personalvorstand Ulrich Weber sowie Personenverkehrschef Ulrich Homburg zur Presse. Weber bezeichnete den Streikaufruf der GDL als aus DB-Sicht „überflüssig“ und „verantwortungslos“.

Wochenlang habe man Verhandlungen angeboten, doch es sei der Eindruck entstanden, dass die GDL gar nicht verhandeln wolle. Dies gehe zulasten des Unternehmens, der Kunden, aber auch der Mitarbeiter. Es liege die Vermutung nahe, dass es der GDL um den Machtausbau ginge und nicht um bessere Arbeitsbedingungen für die Lokführer. Konkurrierende Tarifverträge seien aber eine Bedrohung für den betrieblichen Frieden. Homburg erklärte sein Bedauern über die Streiks. Die gewählte Zeit von 21 bis 6 Uhr sei „perfide“, die Auswirkungen dennoch nicht geringfügig. Mehr als 200 Fernverkehrszüge sowie ein Vielfaches an Nahverkehrszügen seien gegen 21 Uhr noch auf dem Netz unterwegs. Viele Reisende würden Abends ihren Zielort nicht oder nur mit erheblichen Verspätungen erreichen. Es gelten die üblichen Kulanzregelungen sowie die gesetzlichen Fahrgastrechte – die früher herangezogene Argumentation, dass Streiks höhere Gewalt seien und es keinerlei Entschädigungsansprüche für betroffene Fahrgäste gäbe, wird jetzt nicht mehr verfolgt, auch bei einer zu erwartenden weiteren Eskalation der Auseinandersetzung.

Einen unbefristeten Streik, so GDL-Chef Claus Weselsky im ARD-Morgenmagazin, werde es aber bis auf Weiteres nicht geben: „Das haben wir nicht vor. Wir sind uns der Verantwortung sehr wohl bewusst und wissen, dass die Menschen stark betroffen sind von unseren Streiks.“ Glechzeitig zog er eine aus Gewerkschaftssicht positive Bilanz der Ausstände in der Nacht: „Wir wissen auch, dass in der Nacht zwischen achtzig und neunzig Prozent der Zugausfälle gewesen sind. Aber die Leute haben reagiert, haben das Verkehrsmittel Eisenbahn gemieden, so dass wir am Ende des Tages einen guten Erfolg vermelden können.“

Am Mittwochvormittag gab es zunächst ausgedünnte Fahrpläne, weil die Umlaufpläne in den Verkehrsbetrieben der Deutschen Bahn durcheinandergeraten sind. Gegen Mittag hat sich die Situation dann wieder normalisiert. Bereits in der kommenden Woche sind weitere Streiks möglich, die dann allerdings länger dauern werden und nicht mehr in der Nacht stattfinden. Keine Informationen gibt es über mögliche Ankündigungsfristen – gerade für Fernreisende ist das ein Problem, sodass allein das immerfort über der DB AG hängende Damoklesschwert des Streiks einen ökonomischen Schaden beim eigenwirtschaftlich betriebenen SPFV der Deutschen Bahn darstellen kann, wenn Fahrgäste die Schiene lieber meiden.

Siehe auch: Das vergiftete Angebot

Kommentare sind geschlossen.