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Bahn schließt zwei Instandhaltungswerke

16.10.14 (Berlin, Sachsen) Autor:Stefan Hennigfeld

In den kommenden zwei Jahren schließt die Deutsche Bahn die Instandhaltungswerke in Zwickau und Eberswalde. Der Betrieb soll in Zwickau bis Dezember 2015 und in Eberswalde bis spätestens Dezember 2016 eingestellt werden. Derzeit sind in Eberswalde rund 490 und in Zwickau rund 80 Mitarbeiter beschäftigt. Aufgrund geltender tarifvertraglicher Bestimmungen besteht ein weitreichender Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Ziel der DB ist es, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen möglichst gleichwertigen Arbeitsplatz bei der DB Fahrzeuginstandhaltung oder einem anderen Unternehmen im DB-Konzern anzubieten.

Grund für die Schließung der beiden Standorte ist ein erheblicher Rückgang von Instandhaltungsleistungen an Güterwagen. Der Güterverkehrsmarkt ist sehr konjunkturabhängig und unterliegt seit Jahren großen Schwankungen. Dem begegnen die Verkehrsunternehmen mit einer optimierten Flottenplanung, in deren Folge weniger Fahrzeuge instandgehalten werden müssen. Auf den eingetretenen Leistungsrückgang hat die DB bereits durch einen weitgehenden Verzicht auf den Einsatz von Zeitarbeitnehmern oder die dauerhafte und befristete Versetzung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an andere Standorte reagiert. Zudem wurden Arbeitnehmern auch individuelle sozialverträgliche Maßnahmen angeboten.

Schwere Kritik hingegen kommt von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Diese fordert die Deutsche Bahn auf, den Beschluss zur Schließung der Werke Zwickau und Eberswalde zurückzunehmen. „Die Beschäftigten dürfen nicht die Zeche für unternehmerische Fehlentscheidungen und eine verfehlte Verkehrspolitik zahlen“, sagte der Stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. Auf Antrag der EVG wird am Mittwoch der Aufsichtsrat der DB Fahrzeuginstandhaltung zu einer Sondersitzung zusammenkommen. „Wir werden die Standortentscheidungen des Arbeitgebers fort sehr kritisch hinterfragen und unsere Position sehr klar vertreten. Im Interesse aller Beschäftigten der Fahrzeuginstandhaltung verlangen wir ein nachvollziehbares und tragfähiges Konzept zur Erhaltung der Arbeitsplätze.“ Die EVG lehne es insbesondere ab, dass Leistungen ins Ausland verlagert werden.

Die Deutsche Bahn will ihre Züge verstärkt im polnischen Werk Rybnik warten und reparieren lassen, so heißt es bei der EVG. Damit werde das Lohnkostengefälle zwischen Deutschland und Polen ausgenutzt, um hierzulande Arbeitsplätze abzubauen, kritisiert der Gewerkschafter. „Es ist unfassbar, dass ein Bundesunternehmen in dieser Weise Lohndumping betreibt.“ Man begrüßt jedoch die angekündigte Unterstützung für die Standorte durch Landes- und Kommunalpolitiker. Beide befinden sich in strukturschwachen Regionen. „Wir und die Beschäftigten freuen uns über die Solidaritätsbekundungen aus der Politik“, so Hommel. „Es muss aber irgendwann auch geliefert werden, und wir werden die Politiker gegebenenfalls daran erinnern.“

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