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S-Bahn Berlin: Krise erst 2033 zu Ende?

22.09.14 (Berlin) Autor:Max Yang

Am Donnerstag, den 18. September 2014 wurde im S-Bahn-Werk Friedrichsfelde ein Fahrgastsprechtag durch die S-Bahn Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit dem Fahrgastverband IGEB veranstaltet. Pikantes Detail: Auf einer Präsentationsfolie, die den Zeitplan der Verkehrsverträge skizzierte, wurde die vollständige Inbetriebnahme des Teilnetzes Ring bis 2023, die der weiteren beiden Teilnetze gestaffelt bis ins Jahr 2033 dargestellt. Damit würde sich der vollständige Start der wettbewerblich vergebenen Verträge über 15 Jahre verspäten!

S-Bahn-Chef Peter Buchner beschwichtigte, dass die Jahreszahlen der Inbetriebnahmen in der Präsentation symbolisch seien und noch nicht feststünden, da noch Verhandlungen mit den Aufgabenträgern, den Ländern Berlin und Brandenburg, über die Übergangsverkehre im vollen Gang seien. Bereits im Juli diesen Jahres erklärten die Länder Berlin und Brandenburg, für das Teilnetz Ring eine Übergangsvergabe bis 2023 an die S-Bahn Berlin GmbH anzustreben (Zughalt berichtete). Von der politischen Seite aus wurden noch gar keine Zeitpläne für die Teilnetze Nord-Süd und Stadtbahn bekannt. Aufgrund einer Verzögerungstaktik der Berliner Landesregierung, die sich offenbar, soweit möglich, um die Anwendung des geltenden Vergaberechts drücken möchte, werden die Fahrgäste mit veralteten Zügen und die Steuerzahler vermutlich auch mit höheren Kosten zu kämpfen haben.

Kritik kommt von Engelbert Recker vom Wettbewerberverband Mofair: Für die beiden ausstehenden Teilnetze sei 2033 vielleicht sogar ein optimistischer Termin. Hätte man etwa bereits 2010 und nicht erst dieses Jahr mit dem Vergabeverfahren für das Teilnetz Ring begonnen, wären heute Kapazitäten frei, um die zweite und die dritte Tranche zu vergeben. Ein Aufgabenträger müsse sich darauf vorbereiten, dass Aufträge zeitgerecht vergeben werden können. Ein gerichtliches Vorgehen durch Wettbewerbsunternehmen gegen den Berliner Senat hält Recker aber für unwahrscheinlich, da auch ein Urteil noch lange nicht eine schnelle Ausschreibung bedeuten müsse. Das anwesende Personal der S-Bahn Berlin GmbH war mehrheitlich der Meinung, bei der anstehenden Ausschreibung der drei Teilnetze sehr gute Chancen zu haben.

So hieß es etwa „Berlin wird auf seine S-Bahn nicht verzichten“ oder, dass im Falle des Ausschreibungsverlustes wider Erwarten „wir, aber auch die gesamte Berliner Bevölkerung ein Problem“ hätten. Immerhin verkehrt die S-Bahn Berlin GmbH nun mit einer Leistung über Vorkrisenniveau. Im Land Brandenburg wird das komplette bestellte Programm gefahren, lediglich einzelne Verstärkerfahrten auf bestimmten Linien in Berlin fallen noch aus. Auch andere Serviceleistungen wie die App der S-Bahn Berlin erhalten eine stark positive Resonanz aus Nutzerkreisen. Darüber hinaus werden die Echtzeitdaten von BVG und S-Bahn in den Onlinesystem integriert werden.

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