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Die Krux mit der lebenslangen Sicherheit

04.09.14 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

In dieser Woche starteten viele tausend Jugendliche und junge Erwachsene ins Berufsleben, es geht von der Schule in die Ausbildung. Ganz gleich, ob jemand mit Müh und Not durch die Hauptschule gekommen und anschließend ein Jahr Chance Plus durchgehalten haben oder ob nach dem Abitur ein duales Studium anfängt. Dieser große Schritt ist stets etwas besonderes: Hier beginnt der Ernst des Lebens. Gut, das erzählen die Eltern auch, wenn es vom Kindergarten in die Grundschule geht, aber lassen wir das. Ob Stadtwerke, kommunale Verkehrsunternehmen, Wettbewerbsbahnen oder DB AG, sie alle begrüßen ihre neue Generation und ziehen auch mit der Ansage durch die Schulen, dass es in der ÖV-Branche eine große Chance auf lebenslange Sicherheit gibt.

Doch vor diesem Hintergrund reden wir mal über die Pressekampagnen, die die Deutsche Bahn bei jedem Ausschreibungsverlust fährt, ja die oft schon im Vorfeld von neuen Vergaben anfangen. Ein einfaches Beispiel von vor ein paar Jahren: Im Zusammenhang mit der Vergabe der S-Bahn Bremen an die Nordwestbahn im Jahr 2008 wurde öffentlich suggeriert, der Stellenabbau im Bremer Werk bei DB Instandhaltung stünde mit dem Ausschreibungsverlust im Zusammenhang. In dem betroffenen Werk waren 218er Dieselloks beheimatet. Nun weiß man natürlich als Außenstehender nicht, ob DB Regio die S-Bahn mit 218er Dieselloks fahren wollte, es ist aber dann doch eher unwahrscheinlich.

Hier ist klares Agendasetting erkennbar: Die Deutsche Bahn möchte seit Jahren einen Wirkungszusammenhang zwischen Ausschreibungen und Arbeitsplatzverlusten suggerieren, umgekehrt sollen Direktvergaben Arbeitsplätze schützen. Letzteres ist vor Jahren schon im VRR widerlegt worden, als in Folge einer völlig überteuerten Direktvergabe über Jahre hinweg zu jedem Fahrplanwechsel Leistungen abbestellt werden mussten. DB Regio hat trotzdem profitiert, weil man für das gleiche Geld immer weniger Zugleistungen fahren musste. Aber die einzige Sicherheit für Arbeitsplätze ist ein konstant hohes Niveau an bestellten Zugkilometern und das wiederum ist nur durch eine maximal wirtschaftliche Mittelverwendung sicherzustellen.

Doch davon unabhängig muss man sich überlegen, was es für die Attraktivität öffentlicher Verkehrsmittel als Arbeitgeber bedeutet, wenn in Deutschland regelmäßig über Personalabbau diskutiert wird. Die Konzernkommunikation schürt Existenzängste unter den Mitarbeitern, niemand weiß, wie viele schlaflose Nächte simple Gemüter schon hatten, weil sie fürchteten, nach der nächsten Ausschreibung ihre Familie nicht mehr ernähren zu können.

Das ist das Narrativ: Jede Ausschreibung zerstört fünfhundert unschuldige Eisenbahnerfamilien. Das läuft der anderen PR-Kampagne DB.2020 diametral entgegen und es wird dafür sorgen, dass der Ruf der Eisenbahn als Arbeitgeber erheblich geschadet wird. So sehr man die unternehmenspolitischen Entscheidungen bei DB Regio über die geplanten Marktaustritte in verschiedenen Bundesländern akzeptieren muss, so sehr schaden sie dem Ruf des ÖV-Sektors als Arbeitgeber. Dabei wird ein Lokomotivführer sehr wahrscheinlich nie arbeitslos sein.

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