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Die Gewässer der GDL

01.09.14 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Es gibt in der Deutschen Bahn ungefähr eine Viertelmillion Beschäftige. Da sind nicht nur selbst einige Menschen mit Behinderung bei, es wird auch solche geben, deren Kinder krank sind oder eine Behinderung haben. Ohne konkrete Fälle zu kennen, allein aufgrund der hohen Anzahl an Mitarbeitern kann man fest davon ausgehen, dass es so ist. Solche Äußerungen sind unterste Schublade und gehören sich auch dann nicht, wenn man im Rahmen von Tarifverhandlungen seine Basis mobilisieren will. Ja natürlich sollen Gewerkschafter auch mal auf die Pauke hauen, dagegen sagt ja niemand was.

Aber eine Gewerkschaft, die Wettbewerbsbahnen mit europäischen und unternationalen Gesellschaftern als „ausländische Großkonzerne“ bezeichnet (und zwar in vorsätzlich diffamierender Absicht), die wird auch entsprechend wahrgenommen. Jetzt kommt ein Bundesvorsitzender hinzu, der schon zum zweiten mal einen solchen Satz bringt (er bezog sich ja auf eine Aussage, die er schon vor einigen Jahren in der SZ getätigt haben will) mit zwei kranken Eltern und behinderten Kindern. Es muss erlaubt sein zu fragen, wen man bei der GDL eigentlich beeindrucken möchte? Ob ausländische Kapitalisten, Kranke und Behinderte, in welchen Gewässern fischt die GDL? Es ist doch kaum vorstellbar, dass die Triebfahrzeugführer ob in der DB AG oder in den Wettbewerbsbahnen solche Meinungen vertreten. Die GDL mag sich gelegentlich einen braunen Anstrich geben (was ja an sich schon missfallend genug sein dürfte), aber darüber definiert man doch keine Interessenvertretung der fahrenden Eisenbahner in der Bundesrepublik Deutschland.

Das Problem ist, dass die Herrschaften bei der GDL in ihrer teilweise sehr bunten (nicht braunen!) Selbstwahrnehmung überhaupt keine Erklärung dafür finden, wieso sie in der Öffentlichkeit den Ruf des Krawallmachers haben. Nein, das liegt nicht daran, dass die GDL das Opfer eines antigewerkschaftlichen Meinungskartells ist, sondern es sind Äußerungen dieser Art, die dafür sorgen. Während des großen Eisenbahnerstreiks 2007 und 2008 profitierte man auch von der enormen Popularität des damaligen Bundesvorsitzenden Manfred Schell, der viel beliebter war als sein Nachfolger Claus Weselsky. Diese Thrumphkarte hat man jetzt nicht mehr im Ärmel. Man fragt sich, ob Herr Weseksly diese Meinung wirklich vertritt. Ich bin mir eigentlich sicher, dass er es nicht tut, was wir hier sehen ist gewollte Provokation.

Die EVG fährt natürlich sofort drauf ab und hofft, dadurch den einen oder anderen von der GDL loseisen zu können. Verständlich, und das ist auch der Punkt an dem die GDL sich fragen muss, ob nicht für jeden der wenigen Leute vom rechten Rand zwei bis fünf Eisenbahner aus dem demokratischen Spektrum vergrault werden. In einer Zeit, in der das Thema Branchenzusammenhalt immer öfter auf die Agenda kommt, muss man sich aber vor diesem Hintergrund Gedanken darüber machen, wie die Eisenbahner nach außen wirken. Wie wirkt es, wenn ein Gewerkschaftsvorsitzender solche Vergleiche bringt? Auch darüber sollte man sich bei der GDL einmal Gedanken machen. Das strahlt nämlich ganz massiv auf alle ab.

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